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Die Ölheizung hat noch nicht ausgedient
Aus 10 vor 10 vom 11.11.2021.
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Ölpreis und Klimawandel Bremst der hohe Ölpreis den Klimawandel ganz von alleine?

Im Kampf gegen den Klimawandel müssten fossile Brennstoffe reduziert werden. Darin sind sich Klimaexperten weitgehend einig. Und das sollte dank hoher Ölpreise aktuell besonders einfach sein.

Im Tankraum im Einfamilienhaus der Familie Roth in Arbon am Bodensee: Hier neigt sich das Öl-Zeitalter seinem Ende zu. Der 5'000-Liter-Stahltank hat ausgedient, wird in seine Einzelteile zerlegt.

Im Heizraum nebenan lässt sich Hausbesitzer Peter Roth die Komponenten seiner neuen Luft-Wasser-Wärmepumpe zeigen. Warum erneuert er sein Heizsystem überhaupt? «Der Ölpreis hat keine grosse Rolle gespielt. Wir haben nur 1'600 Liter gebraucht übers Jahr», erklärt Roth. Entscheidend für den Ersatz der Öl-Heizung sei deren Alter gewesen. «Und der Umweltgedanke hat bei uns eher durchgedrückt: Wir wollten etwas tun für die Allgemeinheit.»

Dennis Reichardt ist Geschäftsführer des Ostschweizer Haustechnik-Anbieter «Die Klimamacher». Er bestätigt eine aktuell erhöhte Nachfrage nach Wärmepumpen. Ob die mit dem hohen Ölpreis zusammenhängt, kann er nicht beurteilen.

Weiterhin Ersatz von Öl durch Öl

Bemerkenswert: Noch im Frühjahr dieses Jahres hat Reichardt im Kanton St. Gallen noch sehr viele Öl-Heizungen ersetzt durch neue Öl-Anlagen - kurz vor der Einführung neuer Energiegesetze. Ein Jahr zuvor habe er dasselbe beobachtet im Kanton Thurgau. Wo gesetzliche Einschränkungen fehlen, werden also noch immer häufig neue Öl-Heizungen eingebaut.

Dabei zeigt der Kostenvergleich: Beim aktuell hohen Öl-Preis von rund 100 Franken pro 100 Liter kommt die Luft-Wasser-Wärmepumpe bereits nach gut sieben Betriebsjahren günstiger als die Öl-Heizung. Rund zehn Jahre waren es bis vor kurzem noch bei einem Öl-Preis von 70 Franken pro 100 Liter.

Grundlagen für den Kostenvergleich

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Für die Installation einer Luft-Wasser-Wärmepumpe in einem Einfamilienhaus wurden 35'000 Franken kalkuliert – nach Abzug einer Subvention. Für Strom und Unterhalt sind Kosten von 1'250 Franken pro Jahr budgetiert.

Die Installation einer Öl-Heizung wurde mit 18'000 Franken veranschlagt. Das jährliche Budget für Kaminfeger, Feuerungskontrolle, Wartung und die periodisch anfallende Tankrevision beträgt in diesem Kostenvergleich 800 Franken.

Obwohl der Kostenvergleich für die Wärmepumpe spricht, reagierten die Menschen kaum – solange die Öl-Preissteigerungen als vorübergehend wahrgenommen würden. Ralph Winkler ist Professor für Umweltökonomie an der Universität Bern.

Wir müssten den Öl-Preis langanhaltend und zunehmend erhöhen.
Autor: Ralph Winkler Professor für Umweltökonomie, Universität Bern

Ganz ohne positiven Effekt aufs Klima seien die aktuell hohen Ölpreise nicht, so Winkler: «Einzelne Konsumentinnen und Konsumenten, die sich sowieso schon mit dem Gedanken getragen haben, ihre Öl-Heizung durch ein regeneratives Heizsystem zu ersetzen, nehmen den Ölpreis zum Anlass, dies zu tun. Aber ich glaube nicht, dass das in der breiten Masse geschieht.»

Für den Umweltökonomen ist klar, was dem Klima nachhaltig helfen würde: «Wir müssten den Ölpreis langanhaltend und zunehmend erhöhen. Man kann das durch eine CO2-Abgabe implementieren, wie sie in der Schweiz auch schon vorhanden ist. Wir müssten diese aber auch in der Zukunft weiter erhöhen.»

Trend zu Unabhängigkeit

Zurück im Tankraum des Einfamilienhauses in Arbon: Hier verschwindet der Öltank nach und nach – und das auch ohne höhere CO2-Abgabe. Familie Roth lässt zusätzlich zur Wärmepumpe auch eine Sonnenstrom-Anlage montieren. Dennis Reichardt von «die Klimamacher» sieht darin einen Trend: Hausbesitzerinnen und -besitzer wollten möglichst unabhängig sein von Öl oder Strom. Deshalb würden Wärmepumpen öfter kombiniert mit einer Photovoltaik-Anlage auf dem Dach. So könne man den eigenen Strom nutzen, um die eigene Heizung zu betreiben.

Ölheizungen verschwinden, wie der im Tankraum in seine Einzelteile zerlegte Öltank, allmählich, Stück für Stück. Schneller geht es – ohne weitere Anreize – wohl nicht.

10vor10, 11.11.2021, 21:50 Uhr

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