Wären die Berner Verkehrsbetriebe Bernmobil ein normales Unternehmen, wäre es bankrott. Denn bereits die Corona-Verluste haben sämtliche Rücklagen aufgefressen. Das Defizit 2021 über 20 Millionen wurde durch die öffentliche Hand gedeckt.
Nun reissen die explodierenden Strompreise ein weiteres Millionenloch in die Kasse. «Wir rechnen mit Mehrkosten in Millionenhöhe und haben keine Reserven mehr», sagt Bernmobil-Sprecher Rolf Meyer zum SRF-Regionaljournal Bern Freiburg Wallis.
Das Problem: Das Unternehmen kauft den Strom täglich an der Strombörse ein. Und dort spielen die Preise verrückt.
Wir rechnen mit Mehrkosten in Millionenhöhe und haben keine Reserven mehr.
Wie hoch die Mehrkosten per Ende Jahr tatsächlich sind, kann Bernmobil noch nicht abschätzen. Das Unternehmen verbraucht viel Strom. Alleine der Fahrbetrieb der Trams und Busse frisst 51 Gigawatt Strom pro Jahr. Dies entspricht dem Verbrauch einer Stadt mit gut 20'000 Einwohnenden.
Strom-Deal geht nach hinten los
Der hohe Verbrauch ist aber nicht das einzige Problem. Denn Bernmobil wird ein Strom-Deal von 2019 zum Verhängnis: Damals beschloss das Unternehmen und die Stadt, ein Schlupfloch im Beschaffungsrecht zu nutzen und den Strombedarf nicht öffentlich auszuschreiben. Die Wettbewerbskommission Weko winkte den Deal mit Einschränkungen durch.
Die Folge: Das Unternehmen muss seit 2021 den Strom für die Trams und Busse jeden Tag an der Strombörse einkaufen. Zuvor verkaufte Energie Wasser Bern (EWB) Strom an Bernmobil zu fix vereinbarten Preisen, die damals aber über den Tagespreisen lagen.
Gehen nun die Ticketpreise rauf?
Wie geht es jetzt bei Bernmobil weiter? Den absehbaren Millionenverlust kann das Unternehmen nicht einfach mit höheren Ticketpreisen auf die Passagiere abwälzen. Ebenso ist es keine Option, die Fahrpläne auszudünnen.
«Wir sind verpflichtet, unser Angebot zu fahren und sind an die Preise des Tarifverbundes gebunden», so Bernmobil-Sprecher Meyer. Man müsse schauen, wie man die Mehrkosten durch «Kompensationen in anderen Bereichen» auffangen könne.
Bernmobil gehört zwar der Stadt Bern, die Finanzierung erfolgt aber durch den Kanton und den Bund. Es gebe immer die Möglichkeit, mit den Bestellern zu verhandeln, sagt Meyer weiter. Ob bereits konkrete Verhandlungen wegen der Mehrkosten laufen, konnte er nicht sagen. Wegen Corona machte Bernmobil 2021 einen Verlust von 20 Millionen Franken, den die öffentliche Hand deckte.
Das sagen Stadt und Kanton zum Strom-Fiasko
Müssen jetzt wieder die Steuerzahlenden eingreifen? Beim Kanton heisst es auf Anfrage, man sei über die Situation informiert. Und die Stadtberner Verkehrsdirektorin Marieke Kruit (SP) meint zur Situation von Bermobil: «Wir müssen beginnen, in Optionen zu denken». Man werde das Handeln bei der Strompreisbeschaffung «sehr kritisch» hinterfragen.