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«Blick» lanciert Paywall
Aus Rendez-vous vom 22.06.2023. Bild: KEYSTONE/EQ IMAGES/Dominik Bau
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Online-Bezahlschranke Darum kosten bei «Blick» online jetzt gewisse Artikel

Mit dem neuen Angebot springt Ringier auf einen Trend auf, der in der Branche längst Einzug gehalten hat. Ob sich das auszahlt, ist fraglich.

Wer vergangene Woche Schweizer Medien konsumierte, der kam nicht um das Konzert der Band Rammstein in Bern herum. Auch der «Blick» berichtete darüber. Wer aber wissen wollte, weshalb der Schweizer Rocker Chris von Rohr die Band im Luxushotel Schweizerhof besucht hatte, der erfuhr das ab Mittwoch nur noch gegen Bezahlung – entweder in der gedruckten Zeitung oder online.

Zahlen für das Zusatzangebot

Die Zeit sei reif für ein solches Angebot, erklärt Ladina Heimgartner, Chefin der Blick-Gruppe: «In den letzten Jahren hat sich die Wahrnehmung des ‹Blick› gewandelt. Wir sind nicht mehr ein Boulevardblatt wie anno dazumal, sondern haben uns zu einem wichtigen Portal mit hoher Reichweite gewandelt.»

Dieses Angebot mit einer Vielfalt an Themen und sehr viel Vertiefung habe auch seinen Preis. An diesem müssten sich auch die Leserinnen und Leser beteiligen – und zwar auch beim online genutzten «Blick».

Es gibt künftig deutlich mehr ‹Blick›».
Autor: Ladina Heimgartner Chefin Blick-Gruppe

Das Grundangebot online soll aber nach wie vor gratis bleiben, so Heimgartner: «Es kann nicht sein, dass wir für etwas, das gestern gratis war, morgen Geld verlangen.» Die Leserinnen und Leser müssten nur für Inhalte mit einem Zusatznutzen bezahlen.

Portraitfoto von Ladina Heimgartner mit verschränkten Armen und Blick in die Kameravor dunklem Hintergrund
Legende: Ladina Heimgartner, Chefin der Blick Gruppe: «Wer vermehrt in den ‹Blick› eintauchen will, erhält mit dem Abo die Möglichkeit.» Blick-Gruppe

Für das Angebot habe man eine zusätzliche Redaktion aufgebaut, die Serviceartikel und Videos anfertige, erklärt die «Blick»-Chefin. Wenn etwas Wichtiges passiere in der Schweiz oder in der Welt, könne man Vertiefungen dazu anbieten und das Angebot somit ausbauen: «Es gibt künftig deutlich mehr ‹Blick›.»

Wir versuchen, neue Zielgruppen zu erreichen, die noch nie für Zeitungen bezahlt haben.
Autor: Marc Isler Chef Abo-Geschäft Tamedia

Auf ein solches Gratisangebot mit Mehrwert gegen Bezahlung setzen im Ausland bereits mehrere Medienhäuser. Auch bei der inländischen Konkurrenz von «Blick»-Herausgeberin Ringier hat man den Wert von solchen Angeboten erkannt.

«Für uns ist das digitale Wachstum überlebensnotwendig. Mit über 170'000 Digitalabos für alle unsere Titel sind wir erfolgreich unterwegs», erklärt Marc Isler, bei Tamedia zuständig für das Abo-Geschäft. Damit soll das Geschäftsmodell transformiert und versucht werden, ganz neue Zielgruppen zu erreichen, die noch nie für Zeitungen bezahlt haben.

Tablet mit Blick-Abgebot.
Legende: Seit vergangener Woche hält der «Blick» einzelne Artikel, Videos und Zusatzangebote auf seiner Website und in der App hinter einer Bezahlschranke zurück. Keystone/Christian Beutler

Aus diesem Grund zeigt sich Isler erfreut, dass auch «Blick» neu auf die Digitalabos setzt, und hat keine Angst um die eigenen Titel. Im Vergleich zu den Tamedia-Digitalangeboten wird der «Blick» aber günstiger sein: Zehn Franken im Monat und 100 Franken im Jahr kostet das neue Angebot.

Die Medienhäuser müssen es mit solchen Angeboten versuchen, da gibt es wohl keine Alternativen.
Autor: Linards Udris Medienwissenschaftler, Universität Zürich

Noch ersetzen die Einnahmen aus dem Digitalgeschäft die rückläufigen Gelder aus dem traditionellen Print-Modell aber nicht. Medienwissenschaftler Linards Udris von der Universität Zürich kann die Beweggründe hinter dem neuen «Blick»-Angebot nachvollziehen. «Man muss es versuchen, denn Alternativen gibt es wohl keine.»

Doch einfach dürfte es laut Udris nicht werden, die Menschen ans Bezahlen zu gewöhnen. Immerhin zeige die Forschung, dass für grosse, reichweitenstarke Marken durchaus auch bezahlt werde. Dazu gehört «Blick» mit täglich 1.4 Millionen Nutzerinnen und Nutzern zweifellos. Wie viele davon dann letztlich zahlen, muss sich aber erst noch zeigen.

Rendez-vous, 22.06.2023, 12:30 Uhr

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