Wirklich nachhaltiges Palmöl wäre möglich, darin sind sich die Umweltschutzaktivistinnen und Gewerkschafter im Konferenzsaal in Bern einig. Aber davon sei man noch sehr weit entfernt.
Die riesigen Monokulturen in Indonesien und Malaysia seien nicht nachhaltig. Waldrodung, Landraub, Wasserverschmutzung und katastrophale Arbeitsbedingungen – das alles müsse sich dringend ändern.
Das Ziel des Palmöltreffens in Bern ist es, die Kräfte zu vereinen – und zwar entlang der gesamten Lieferkette bis in die Schweiz. Denn noch würden die Arbeiterinnen und Arbeiter und ihre Jobs von den Palmölfirmen und der Regierung oft vorgeschoben, um ökologische Interessen und Anliegen der lokalen Gemeinschaften entgegenzutreten.
Dabei sei der Umweltschutz auch für die Arbeiterinnen und Arbeiter wichtig, erklärt Dagmar Panca vom indonesischen Gewerkschaftsbund KPBI. Denn für die Produktion werde Wald gerodet und die Umwelt verschmutzt. Das gefährde die traditionelle Landwirtschaft und auf die seien sie alle angewiesen: «Aber Palmöl isst in Indonesien niemand.»
Die Regierung fördert die Industrie aber aktiv. Denn die Industrie bringt Geld ins Land und gibt Hunderttausenden eine Arbeit. Das seien aber oft keine guten Jobs, entgegnet der Gewerkschafter Panca: «Die meisten Firmen halten sich nicht mal ans Arbeitsgesetz und die Regierung kontrolliert sie nicht.»
Die Vision vom nachhaltigen Palmöl
Die weltweite Nachfrage steigt weiter. Die Plantagen breiten sich aus, erklärt Uli Arta Siagian von der Umweltschutzorganisation WALHI, Indonesia: «Wir müssen die Kräfte bündeln.» Die Umweltverbände müssten mit den Gewerkschaften und den lokalen Gemeinschaften zusammenarbeiten.
Dazu brauche es eine gemeinsame Vision: Weniger Palmölproduktion und nicht mehr in riesigen Monokulturen, sondern integriert in die traditionelle indonesische Landwirtschaft. Also in Mosaiklandschaften, wo neben dem bewirtschafteten Wald, dem Anbau für den Eigenbedarf und Verkauf auch Landschaften mit Ölpalmen integriert sind.
Das Problem mit dem verschmutzten Wasser
Wie realistisch dieser Plan ist, ist eine andere Frage. Dass die verschiedenen Kräfte zusammenarbeiten, funktioniere zum Teil schon heute, erklärt Oliver Pye von der Universität Bonn. In einem Projekt hat er zusammen mit Plantagenarbeiterinnen die Wasserqualität getestet. Sie haben festgestellt, dass ihr Trinkwasser eigentlich nicht trinkbar ist. Ein Grund dafür sei, dass die Flüsse durch die Pestizide und Düngemittel der Palmölproduktion verschmutzt würden.
Lösen könne man dieses Problem mit Waldabschnitten entlang der Flüsse. Das sei zum Teil schon vorgeschrieben, werde aber nicht kontrolliert. Die Arbeiterinnen vor Ort könnten das übernehmen und Verstösse melden.
Die Idee ist, dass die Gewerkschaften Umweltforderungen, die für die Arbeiter direkt relevant sind, in die Tarifverhandlungen mit aufnehmen. Umgekehrt können Umweltorganisationen gefährdete Gewerkschafter schützen helfen, weil sie international sehr gut vernetzt sind. So kämpfen sich die Aktivistinnen und Aktivisten in kleinen Schritten in Richtung ihrer Vision.