Mitten in Bern, in unmittelbarer Nähe des Stadions Wankdorf, wo sonst gejubelt und gefeiert wird, ist die Welt steril: In den Laboren der CSL Behring werden Medikamente hergestellt, die auf Blutplasma basieren. Konkret sind es 20 Produkte, die meist in Notfallsituationen zum Einsatz kommen, etwa, um Blutungen zu stoppen.
Ein gesunder Mensch spendet einem Menschen in kritischem Zustand etwas, damit er überleben kann: ein geschlossener Kreis der Wertschöpfung»
Das Blutplasma stammt aus Blutspenden in verschiedenen Ländern. CSL Behring verarbeitet diese in Bern weiter und exportiert die Medikamente in rund 100 Länder. Die Produktion wäre in anderen Ländern wohl günstiger, doch CSL setzt auf die Schweiz.
Ausschlaggebend seien die Fachkräfte, die Infrastruktur sowie hohe Qualitätsstandards. «Bern bietet uns eine strategisch günstige Lage und Zugang zu einem Netzwerk von akademischen und industriellen Partnern», sagt Standortleiterin Mai Viholm.
Zudem liegen in Bern die Wurzeln: Das Schweizerische Rote Kreuz SRK erhielt 1949 den Auftrag, den zivilen und militärischen Blutbedarf zu decken und eröffnete daraufhin das Zentrallaboratorium Blutspendedienst ZLB.
Verkauft wegen Erfolg
Bald stand die Herstellung von Trockenplasma sowie Geräte für Bluttransfusionen im Zentrum. Daraus entwickelte sich ein Industriezweig, den die Stiftung im Jahr 2000 an die australische CSL Behring verkaufte, für das achtzigfache des Gewinnes, wie die Zeitung «Finanz und Wirtschaft» damals errechnete.
Noch heute spielt die Geschichte und das Zentrallaboratorium eine wichtige Rolle, wie Isabelle Dahinden, die Geschäftsführerin der CSL Schweiz, erläutert. Nicht nur, weil einige der Mitarbeitenden bereits früher beim ZLB gearbeitet haben, sondern weil die Tradition des Blutspendens einen der Leitgedanken des Unternehmens präge.
«Ein gesunder Mensch spendet einem Menschen, welcher sich in einer womöglich lebensbedrohlichen Situation befindet, etwas, damit er überleben kann. Ein geschlossener Kreis der Wertschöpfung», sagt sie.
Rentables Blut
Rein philanthropisch ist das nicht. Die Therapien sind ein gutes Geschäft. Der australische Mutterkonzern generierte im vergangenen Geschäftsjahr fast 15 Milliarden Dollar Umsatz.
Die Produktion wäre an anderen Standorten günstiger. CSL Behring will sich Bern aber weiterhin leisten. Davon zeugen die jüngsten Investitionen in ein neues Gebäude auf dem Areal und zwei neue Produktionslinien.