Am 1. Februar 2018 konnte Vas Narasimhan in Basel auf dem Campus des Pharmakonzerns sein Chef-Büro beziehen. Wobei: Ein edles Einzelbüro mit Prestige schlug er aus. Stattdessen entschied er, weiterhin im Grossraumbüro mit anderen zusammen zu arbeiten.
Damit machte Narasimhan bereits an seinem ersten Arbeitstag als Chef klar: Bei Novartis soll sich einiges ändern. Seines Erachtens tut es das auch. Der erst 42-jährige Konzernlenker sagt, die Firmenkultur habe sich massiv verbessert: Die Angestellten seien «unternehmerischer», eigenständiger unterwegs. Er nennt die neue Firmenkultur «un-bossed» – ohne «Boss».
Fokus auf Hightech-Medikamente
Die Firmenkultur ist das Eine. Die Firmenstruktur das Andere. Der Amerikaner mit indischen Wurzeln treibt den Konzernumbau in rasantem Tempo voran. Er rechnet vor: Im letzten Jahr habe Novartis Firmenteile im Gesamtwert von 50 Milliarden US-Dollar zu- oder verkauft.
«Alles, um Novartis stärker auf das Geschäft mit Hightech-Medikamenten zu fokussieren», so Narasimhan. So hat er etwa ein Unternehmen für fast neun Milliarden US-Dollar zugekauft, das Gentherapien entwickelt, also personalisierte Behandlungen gegen schwere Krankheiten. Solche Immuntherapien sind vielversprechend und könnten schon bald die Behandlung von Krebs und anderen Krankheiten revolutionieren.
Im Gegenzug hat Narasimhan das Geschäft mit einfachen, rezeptfreien Medikamenten abgestossen. Und auch Alcon – die Tochter, die Augenheilmittel herstellt – soll schon bald als eigenständiges Unternehmen abgetrennt werden.
Das grosse Ziel des Pharmachefs: Novartis soll rentabler werden. Dazu verschiebt er etwa auch ganze Abteilungen in andere Länder und streicht Stellen – über 2000 in der Schweiz. Das schüttelt die Belegschaft ganz schön durcheinander.
Deutlich weniger Lohn als seine Vorgänger
Es sind grosse Pläne, die der dynamische Konzernchef verfolgt. Dabei gibt er sich locker: Die Krawatte lässt er meistens zuhause im Schrank, den klassischen dunklen Anzug ebenfalls. Auch wenn er – wie heute bei der Präsentation der Geschäftszahlen – im medialen Fokus steht.
Wir haben uns viel vorgenommen. Jetzt müssen wir auch Ergebnisse liefern, kontinuierlich, jedes Jahr.
Narasimhan verdient deutlich weniger als seine Vorgänger. Er wirkt locker, zugänglich und dennoch entschlossen. So sagt er: «Wir haben uns viel vorgenommen. Jetzt müssen wir auch Ergebnisse liefern, kontinuierlich, jedes Jahr.»
Die Ärmel hochkrempeln
Aber das Erforschen von Hightech-Medikamenten ist risikoanfällig. Und im wichtigsten Markt – den USA – ist zudem eine hitzige Debatte über hohe Medikamentenpreise entbrannt. Prompt sind dort die Preise, die Novartis verbuchen kann, im letzten Jahr gesunken.
Und laut Narasimhan sinken sie im laufenden Jahr wohl weiter. Seine Strategie: «2019 die Ärmel hochkrempeln und das umsetzen, was wir 2018 begonnen haben.» Das sagt er – wohl im Bewusstsein, dass ihn die Aktionäre nicht an seinen Versprechen, sondern an seinen Ergebnissen messen werden.