Die Aktionäre der Lufthansa stimmen darüber ab, ob dem deutschen Staat im Zuge der geplanten neun Milliarden schweren Rettung der Airline ein Anteilspaket von 20 Prozent zugestanden werden soll.
Weil die Flugzeuge wegen der Corona-Krise am Boden bleiben, verliert die Lufthansa aktuell rund 800 Millionen Euro pro Monat. Zuletzt waren private Investoren allerdings nicht bereit frisches Kapital einzuschiessen. In der Folge musste die Lufthansa beim deutschen Staat für Unterstützung anklopfen.
Wieso regte sich Widerstand gegen eine Staatsbeteiligung?
Lange hatte sich der grösste Lufthansa-Aktionär, Heinz Hermann Thiele, gegen eine Staatsbeteiligung bei der Lufthansa gewehrt. Seiner Meinung nach würde der Staat wegen der nötigen Sanierung der Lufthansa, insbesondere eines massiven Stellenabbaus, im Wege stehen.
Gestern hat Thiele in der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» allerdings angekündigt, dass er dem Antrag zustimmen werde. Seine Zweifel seien zwar nicht beseitigt, letztlich werde er jedoch nicht für eine Insolvenz stimmen können, zitiert ihn die Zeitung weiter.
Wer ist Heinz Hermann Thiele?
Der 79-jährige gehört zu den reichsten Deutschen, auf gut 16 Milliarden Dollar schätzt die Nachrichtenagentur Bloomberg sein Vermögen. Als 28-Jähriger fing er nach seinem Jurastudium 1969 beim Münchner KMU Knorr-Bremse an, als Sachbearbeiter in der Patentabteilung. 1979 wurde er Vertriebschef, 1985 übernahm er die Firma. Aus dem Sanierungsfall Knorr-Bremse machte er einen profitablen Weltmarktführer für Zug- und LKW-Bremsen mit mehr als sechs Milliarden Euro Umsatz. Mit 75 Jahren legte Thiele den Aufsichtsratsvorsitz nieder, mit 79 kehrt er jetzt wieder in das Gremium zurück. Thiele sagt von sich selbst: «Ich bin Unternehmer und werde bis zum letzten Atemzug unternehmerisch tätig sein.»
Wie geht es nun mit der Lufthansa-Tochter Swiss weiter?
Für die Swiss ist die Zusage des Grossaktionärs Thiele von entscheidender Bedeutung: Auch die Swiss ist mit ihren rund 10'000 Angestellten auf frisches Geld angewiesen und hat deshalb um staatliche Unterstützung beim Bund gebeten.
Zwar haben sich die Fluggesellschaft, der Bund und die beiden Grossbanken CS und UBS schon Ende April grundsätzlich auf einen Hilfskredit von insgesamt 1.5 Milliarden Franken geeinigt. Allerdings sind die Verträge bislang nicht unterzeichnet worden, wie die Swiss mitteilt. Demzufolge ist bislang auch kein Geld geflossen.
Eine Bedingung für den Kredit war denn auch, dass die Lufthansa gerettet sein muss, bevor das schweizerische Hilfspaket aktiviert wird.