Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat entschieden, den Leitzins um weitere 0.5 Prozentpunkte auf 1.5 Prozent anzuheben. Damit gibt sie die Antwort auf die Inflationsfrage, die die Welt vor zwei Wochen zweifellos von ihr erwartet hätte.
Nach dem erneuten Zinsschritt stellt sich indes eine neue Frage: Nationalbankpräsident Thomas Jordan begründet die Anhebung der Leitzinsen damit, dass die Inflation auch in der Schweiz weiter angestiegen und nach wie vor höher als für die Nationalbank akzeptabel sei. Befänden wir uns derzeit nicht in einer weltweiten Bankenkrise, wäre der Entscheid kaum umstritten.
Was wusste die SNB – was nicht?
Unter den aktuellen Umständen aber stellt sich die Frage, ob die Nationalbank mit dem Zinsschritt die Unsicherheit auf dem Bankenmarkt nicht weiter anheizt. Die Antwort auf diese Frage werden die Finanzmärkte selbst geben. Jordan hofft, dass der Effekt bei den in der Schweiz noch vergleichsweise tiefen Zinsen vernachlässigbar bleibt. Er hofft, dass die Beruhigung der Lage nach der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS anhält.
Gleichzeitig bleibt zu dieser historischen Rettungsaktion, in der Nationalbank eine zentrale Rolle gespielt hat, eine ganz Reihe von Fragen offen. Fragen, von denen die Nationalbank die einen nicht beantworten will, die anderen wohl nicht beantworten kann. Was sie wann wusste, bezüglich der Pläne zur CS-Übernahme, will die Nationalbank nicht kommunizieren.
Kein weisser Ritter beim Worst Case in Sicht
Den Verdacht, dass ausländischer Druck insbesondere aus den USA den Schweizer Entscheid beeinflusst habe, weist Nationalbankpräsident Jordan von sich. Die Kritik, dass die SNB zu spät Liquidität zur Verfügung gestellt habe, um den Vertrauensschwund in die Credit Suisse zu bremsen, lässt er ebenso wenig gelten, wie diejenige, dass andere Lösungen – zum Beispiel eine Teilverstaatlichung der Credit Suisse – möglich gewesen wären. Klare Antworten auf diese Fragen wird es im Nachhinein nicht mehr geben.
Die Fragen bleiben aber stehen. Niemand kann ausschliessen, dass dereinst auch die letzte verbliebene und nun noch grössere Schweizer Grossbank, die UBS, ins Schlingern kommt. Ein weisser Ritter, der dann zur Übernahme gedrängt werden könnte, stünde im Inland nicht mehr zur Verfügung.
Die Frage sei berechtigt, räumt der Nationalbankpräsident ein. Darüber müssten sich die Behörden nun Gedanken machen. Bis Entscheide gefällt sind, bleibt auch in dieser Frage nur die Hoffnung. Die Hoffnung, dass es möglichst lange gut geht. Bis zur nächsten unvorhersehbaren Notlage.