Lebensmittelproduktion und Ernährung, Wohnen und Bauen, nachhaltiges Verhalten und Konsum, Waldökosysteme und Kreislaufwirtschaft: Breit ist die Themenpalette im Forschungsprogramm «Nachhaltige Wirtschaft» des Schweizerischen Nationalfonds.
Genau das sei neu, betont Regina Betz, Co-Präsidentin des Programms und Professorin an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften: «Das war ein Programm, das alle Forscher zusammengebracht hat, die im Bereich Nachhaltigkeit tätig sind.»
Nachhaltig ist effizient
Naturwissenschaftlerinnen, Ökonomen oder Juristinnen – daraus sei auch «eine Art Community» entstanden, man habe eine «gemeinsame Sprache» gefunden. Betz sagt: «Das gab es bisher nicht.» Zudem hätten sehr viele sogenannte Praxispartner mitgemacht, also Unternehmen oder auch Gemeinden, die Forschungsergebnisse direkt angewandt hätten.
Wer auf pflanzliche Ernährung umstellt, wird sowohl in der Gesundheit als auch im Portemonnaie bessergestellt.
Dabei sei in verschiedenen Bereichen deutlich geworden, dass nachhaltig auch effizienter wäre. Regina Betz nennt die Ernährung: «Wer auf pflanzliche Ernährung umstellt, wird sowohl in der Gesundheit als auch im Portemonnaie bessergestellt.» Gleichzeitig tue man noch «etwas Gutes für die Umwelt».
Zielkonflikte offen ansprechen
Gleichzeitig seien dank der Breite der Forschung auch Zielkonflikte offen zutage getreten, zum Beispiel, dass und vor allem wie der Ausbau der erneuerbaren Energien und der Schutz der Artenvielfalt sich teilweise gegenseitig im Weg stehen.
Solche Dilemmata müsse die Politik offen benennen: «Es muss ein Prozess sein, bei welchem die Bevölkerung miteinbezogen wird.» Dabei habe sich gezeigt: Wenn man dabei den Menschen Optionen aufzeige und keine davon sei, untätig zu bleiben, könne man auch «einen Konsens» finden.
Die Forscherinnen und Forscher geben der Politik eine ganze Reihe weiterer Empfehlungen – eine zentrale davon: Umweltfreundliche Technologien müssen sich lohnen. Dazu müssten die Kosten der Umweltbelastung überall mitgerechnet werden.
Und es müssten jeweils möglichst alle Akteure zusammenarbeiten, betont Karolin Frankenberger. Sie ist Professorin für Strategie und Innovation an der Universität St. Gallen, die sich im Forschungsprogramm mit der Kreislaufwirtschaft auseinandergesetzt hat: «Es braucht Anreize, Verbote und motivierte Unternehmer, die den ersten Schritt machen und ein Vorbild darstellen.»
Wachstum und Ressourcenverbrauch entkoppeln
Auch seien Kundinnen und Kunden wichtig, welche das Verhalten ändern. «Wir schaffen es nur im Zusammenspiel mit verschiedenen Partnern. Und genau das macht es auch so schwierig.»
Klar sei – und das sagt nicht ein alt-linker Wachstumskritiker, sondern mit Karolin Frankenberger eine Professorin der Universität St. Gallen – wir müssten Wirtschaftswachstum neu denken: «Wir müssen Wachstum entkoppeln vom Ressourcenverbrauch. Und wir müssen von der Idee loskommen, dass massives und unendliches Wachstum bis in alle Ewigkeit möglich ist.» Sie betont: «Wir leben auf einem Planeten, der begrenzt ist.»
Wir müssen von der Idee loskommen, dass massives und unendliches Wachstum bis in alle Ewigkeit möglich ist.
Grundlegend neue Resultate hat das Forschungsprogramm «Nachhaltige Wirtschaft» nicht hervorgebracht. Aber es hat bestehendes Wissen vertieft, kombiniert und transparent gemacht. Die Hoffnung der Autorinnen ist denn auch gross, dass diesen Grundlagen mehr Taten folgen als in den letzten Jahren und Jahrzehnten.