Ein Freihandelsabkommen mit den südamerikanischen Mercosur-Ländern oder den USA? Für Meinrad Pfister, Präsident der Schweizer Schweineproduzenten Suisseporc, ist das keine schöne Vorstellung. Je nachdem, wie so ein Freihandelsabkommen ausgestaltet sein wird, könnte dann nämlich in grossem Stil billiges Schweinefleisch in die Schweiz gelangen – etwa aus Brasilien. Das wäre ein Problem für die Branche, so Pfister: «Mercosur-Länder haben praktisch keine Vorschriften beim Tierschutz und sehr billiges Futter, da sind wir unmöglich konkurrenzfähig.»
Schweinefleisch als Lockvogel
Auch Schweizer Fleisch in die neuen Märkte zu exportieren, dürfte schwierig werden, befindet Pfister. Denn der Branche fehle die Erfahrung im Export. Heute werde gerade mal ein Prozent der produzierten Menge im Ausland verkauft. Ausserdem: «Schweinefleisch wird von den Detailhändlern heute oft als Lockvogelangebot benutzt, um die Leute in die Läden zu kriegen», so der Suisseporc-Präsident. Das sei schlecht für das Image des Schweinefleisches und schlecht für den Export, denn im Ausland liessen sich vor allem Hochpreis-Qualitätsprodukte gut verkaufen.
Käsebranche wünscht sich mehr Export
Ganz anders tönt es bei Fromarte, dem Dachverband der Schweizer Käseproduzenten. Deren Präsident Hans Aschwanden wünscht sich mehr Freihandel. Für die Käsebranche wäre es eine Chance, mehr im Ausland verkaufen zu können. Anders als die Schweineproduzenten haben die Käser bereits reichlich Erfahrung im Export gesammelt. Seit 2007 wurden die Grenzen zur EU schrittweise geöffnet.
Diesen Umbruch hätten zwar nicht alle überlebt: «Viele Käsereien mussten aufgeben, der Druck vom Ausland wurde grösser, vor allem im Bereich Billigkäse», so Aschwanden. Doch insgesamt seien die Käsereien gestärkt aus der Situation herausgegangen. Sie seien innovativer geworden und hätten neue Sorten entwickelt.
Könnten die Schweineproduzenten also auf die lange Sicht auch von einer Öffnung der Landwirtschaftsmärkte profitieren? Ja, findet der Wirtschaftsdachverband Economiesuisse: «Die Landwirtschaft hat in der Vergangenheit immer wieder gezeigt, dass sie anpassungsfähig ist», sagt Chefökonom Rudolf Minsch.
Es gehe ja auch nicht um eine radikale Öffnung der Agrarmärkte. Sondern könnte zum Beispiel bedeuten, dass zusätzliche Tonnen Fleisch zollfrei importiert werden könnten. Das könnte schrittweise, über Jahre erfolgen. Aschwanden hingegen ist skeptisch. Das Schweinefleisch lasse sich im Ausland schlechter vermarkten als Käse, findet er: «Schweinefleisch wird eher als Billigprodukt wahrgenommen.» Deshalb sei es schwieriger, sich von der ausländischen Konkurrenz abzuheben.
Freihandel ohne Agrargüter
Auch der Schweizer Bauernverband fordert deshalb, dass bei einem allfälligen Freihandelsabkommen, zum Beispiel mit den Mercosur-Ländern oder der USA, Landwirtschaftsprodukte grösstenteils von den Abkommen ausgenommen werden.
Damit bei den Mercosur-Staaten und den USA durchzukommen, dürfte allerdings schwierig werden, denn sowohl die Mercosur-Länder wie auch die USA haben grosses Interesse am Export von Agrargütern.