Informatikerinnen, Programmierer, Webdesignerinnen, Hardware-Spezialisten – in der IT-Branche fehlt es überall an Fachkräften. Vor einem Jahr lancierte der Kanton St. Gallen deshalb im Rahmen einer IT-Bildungsoffensive eine Art Schnellbleiche für Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger. Wie sich nun aber zeigt, mit mässigem Erfolg. Das ergab eine Anfrage von SRF.
In wenigen Wochen schliessen die Absolventinnen ihre Ausbildung ab. Dana Merkel ist eine von ihnen. Sie war Servicefachangestellte und besuchte bereits Kurse im Webdesign. Merkel ist eines von zwölf Digital Talents, die im Programm des Kantons waren. Wie es für sie aber beruflich weiter geht, weiss sie nicht. Sie sei auf jeden Fall besser vorbereitet als vorher. Aber: «Viele suchen nach Fachkräften. Aber es hat sehr viele Quereinsteiger. Das ist, glaube ich, der springende Punkt.»
Die St. Galler IT-Bildungsoffensive setzte bei Quereinsteigenden an. 1.3 Millionen Franken vom Kanton fliessen in die Kurse für die Digital Talents. Zwölf begannen den Kurs vor einem Jahr, drei blieben auf der Strecke. Projektleiterin Jasmin Aubry sagt: «Das sind Leute, die merkten, dass es doch nicht das richtige ist. Andere waren mit der Komplexität und dem Tempo überfordert.»
«Ausbildung in Unternehmen zu wenig verankert»
Nur neun Quereinsteiger beenden also den Kurs. Projektleiterin Aubry sagt, man würde gerne mehr Talente anstellen: «Der Fachkräftemangel in der IT-Branche ist erwiesen. Das Thema Ausbildung ist in vielen Unternehmen aber viel zu wenig verankert.» Interessierte Quereinsteiger gäbe es genügend.
Fakt ist: Jene Leute und Firmen, die dieses Jahr am Programm teilnahmen, ziehen ein positives Fazit. Insofern ist die IT-Schnellbleiche auch ein Erfolg. Warum sind aber nur wenige Unternehmen bereit, Digital Talents auszubilden? Jasmin Aubry hat eine mögliche Begründung: «Ressourcen sind ein grosses Thema. Viele Projekte, wenige Leute. Dann nebenbei noch jemanden auszubilden, dafür fehlen die Ressourcen.»
Ein weiterer möglicher Grund liegt in den bereits bestehenden Angeboten: Bildet eine Firma bereits Informatik-Lernende aus oder stellt sie Informatik-Studierende ein, braucht sie nicht auch noch Praktikanten, die den Quereinstieg via einjährigen Kurs versuchen.
Bald könnte es für Firmen teurer werden
Dass Quereinsteiger erstaunlich wenig berücksichtigt werden, wird durch eine Studie der Universität Bern untermauert. Die sogenannte Swiss Software Industry Survey untersucht die Schweizer Software-Branche auf ihren Status, auf Trends und längerfristige Entwicklungen.
Die St. Galler Projektleiterin Jasmin Aubry sagt, man versuche den Firmen möglichst alles abzunehmen, was extern möglich ist. Dabei geht es eben um die Anstellung der Talente sowie die theoretische Ausbildung. Mehr könne man nicht leisten, so Aubry weiter.
Ich hätte gerne mehr Partner, die bereit sind, etwas zu bezahlen. Der Kuchen muss grösser werden.
Ihr Verein «ITRockt!», der das Projekt für den Kanton St. Gallen umsetzt, erhält nur noch ein Jahr lang Geld aus dem Fördertopf. Danach müssten die Unternehmen die Kurse selbst bezahlen. Will heissen: Je mehr Firmen mitmachen, desto günstiger wird es pro Unternehmen.
Jasmin Aubry sagt dazu: «Ich hätte gerne mehr Partner, die mitmachen. Und die auch bereit sind, etwas zu bezahlen. Der Kuchen muss grösser werden. Der kann nicht gleich bleiben und die Stücke anders verteilt werden.» Sonst leide die Branche immer weiter.