Vor rund einer Woche hat es die «Rundschau» aufgezeigt: Die zum Glencore-Multi gehörende Kupfermine Mopani in Sambia überschreitet den WHO-Richtwert für Schwefeldioxid um das bis zu 77-fache. Um das zu ermitteln, installierte die Sendung zehn Messgeräte des zertifizierten Schweizer Umwelt-Labors Passam AG in der Umgebung des Kupferwerks, und das während fünf Tagen.
Nur drei von zehn Messungen ergaben Werte unterhalb der WHO-Langzeitrichtlinie von 20 Mikrogramm Schwefeldioxid pro Kubikmeter Luft (im 24-Stundenmittel). Die anderen Messungen lagen teils massiv darüber. Der höchste Wert betrug 1551 Mikrogramm.
Nun kommt die Meldung, der Kupferschmelzofen der Mine werde bis Ende Jahr ausser Betrieb genommen. Die Minenverantwortlichen vor Ort haben die Behörden und die Gewerkschaften entsprechend informiert.
Grund für das Sanierungsprogramm seien «anhaltende betriebliche Probleme mit der Schmelzanlage. Unter anderem werden Wartungsarbeiten am Schmelzofen vorgenommen», bestätigt Glencore-Sprecherin Sarah Antenore. «Mit der Sanierung sollen die Behandlung der Abgase des Schmelzofens und damit die Emissionen der Hütte nachhaltig verbessert werden.»
Kein Kommentar zu «Rundschau»-Messungen
Das ist das zweite Mal in diesem Jahr, dass die Minenleitung den Ofen schliessen muss: Bereits im Februar/März wurde er stillgelegt, um ihn aufzurüsten. Grund sei die Verbesserung der Effizienz und des Schadstoffausstosses gewesen, schreibt Glencore im eigenen, aktuellen Nachhaltigkeits-Report.
Zu den Abgasmessungen der «Rundschau», welche im Juni erfolgten und immer noch Überschreitungen der WHO-Richtlinien ergaben, wollte Glencore keine Stellung nehmen.
Bekannt dank Cassis-Besuch
Die Glencore-Mine und die dazugehörende Kupferfabrik in Mufulira/Sambia erlangte schweizweit Bekanntheit, als Bundesrat Ignazio Cassis diese im Januar besuchte. Am 7. Januar teilte er in einem Tweet der Nation mit, wie angetan er sei von der Modernisierung der Anlage und der Ausbildung der Jungen. Daraufhin geriet Bundesrat Cassis selber in die Kritik: Als Werbe-Tweet für Glencore ist seine Mitteilung teils aufgefasst worden und als ungeschickt im Vorfeld der Parlamentsdebatte zur Konzernverantwortungs-Initiative.
Doch nicht genug: Gegenüber Radio SRF gab der Aussenminister zu verstehen, die Schadstoff-Situation sei ihm bekannt, sie hätten «mit lokalen NGOs darüber gesprochen». Das allerdings stimmte nicht: Keine der lokalen NGOs ist vom EDA im Vorfeld des Besuches kontaktiert worden, wie SRF News in Erfahrung bringen konnte. Und auch Cassis’ Medienteam kommunizierte unwahr, in dem das EDA mitteilte, die Mine halte sich an die Abgas-Richtlinien der WHO. Dass dem nicht so ist, räumte Glencore selber einige Tage später gegenüber SRF News ein.
Noch während der Messungen der «Rundschau» im Juni beklagten sich zahlreiche Anwohner des Werkes über die anhaltend starken Emissionen: Die Schwefelgase würden Atemnot auslösen und seien für zahlreiche Spitaleinweisungen verantwortlich. Damit sollte mit der Stilllegung des Ofens bis Ende Jahr zumindest vorübergehend Schluss.