Für die Schweizer Airbnb-Anbieter scheint die grösste Krise vorbei. Zwar gehen auf der Zimmervermittlungsplattform immer noch deutlich weniger Buchungen ein als vor der Pandemie, doch in den letzten Monaten nahm das Interesse wieder zu. Viele Einheimische suchen wegen noch immer bestehenden Reisebeschränkungen ländliche Ferienunterkünfte in der Schweiz auf. Dadurch konnten vor allem die Anbieter aus den Bergkantonen Wallis, Graubünden und Bern den Einbruch der internationalen Gäste teilweise auffangen.
In der Unterkunft von Andreas Leuenberger, Landwirt und Airbnb-Anbieter, zeigt sich dieses Bild deutlich. «Vor der Pandemie waren es hauptsächlich Asiaten, Amerikaner, Kanadier und Deutsche. 5 bis 10 Prozent waren Schweizer.» Mit der Pandemie kam der Wandel: «Seither haben wir zu 90 Prozent Schweizer.» Ganz kompensieren können die einheimischen Gäste das Wegbleiben der internationalen Kundschaft aber nicht. Andreas Leuenberger verzeichnet noch gut 50 Prozent der Buchungen im Vergleich zu der Zeit vor Corona.
Stadtflucht der Airbnb-Angebote
Noch härter traf es jedoch die Airbnb-Besitzer in den Städten Zürich und Genf, die vom Geschäftstourismus leben. «Durch Corona gab es einen Einbruch in allen Regionen. Aber was natürlich sehr stark mitgespielt hat, ist der Einbruch der internationalen Kundschaft, die vor allem in den Städten eine ganz grosse Rolle gespielt hat. Der ganze Geschäftstourismus ist nicht mehr da», sagt Roland Schegg, Professor für Tourismus an der Fachhochschule Westschweiz/Wallis. Die Zoom-Meetings machen physische Treffen und damit die Übernachtungen in einem städtischen Appartement überflüssig. Im Unterschied zum Reisefieber scheint der Geschäftstourismus auch langfristig tiefer zu bleiben.
Doch nicht nur die Nachfrage sank. Der strukturelle Wandel zeigt sich auch auf der Angebotsseite. So ging in Zürich die Anzahl der angebotenen Objekte im Vergleich zum Anfang des letzten Jahres um mehr als 29 Prozent zurück. Anstatt auf der Plattform, inserierten viele Besitzer ihre Zimmer als «möbliertes Appartement» wieder auf dem klassischen Wohnungsmarkt.
Wohnungen auf Airbnb – ein umstrittenes Geschäft
Das zuvor rasante Wachstum an Airbnb-Objekten rief seit geraumer Zeit Gegner auf den Plan. Zum Beispiel im Touristenmagnet Luzern florierte das kommerzielle Geschäft auf der Plattform. Für die SP-Luzern ein Dorn im Auge: Die kommerzielle Anbietung von Appartements auf Airbnb zerstöre Wohnraum und sorge für Steuerausfälle bei Stadt und Kanton. Die Partei lanciert deshalb eine Initiative, deren Kern eine 90-Tage-Regelung sein soll. Dadurch dürften Wohnungen nicht mehr als 90 Nächte pro Jahr an Touristinnen und Touristen vermietet werden. Ähnliche Beschränkungen gibt es bereits in den Städten Basel und Genf.
Die harte, pandemiebedingte Landung für Airbnb-Gastgeber und die Rückwandlung in Mietobjekte könnten daher zumindest in dieser Hinsicht für Entspannung sorgen.
Einheimischer und kleiner
Erfolgreiche Impfkampagnen und die damit einhergehenden Reiseerleichterungen könnten durchaus auch in den Städten wieder zu leicht mehr Airbnb-Angeboten führen. Doch die Digitalisierung der Geschäftswelt und Initiativen, wie die aus Luzern, werden wohl einen kleineren Pool an Anbietern zurücklassen, die vermehrt einheimische Gäste willkommen heissen werden.