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Restaurantbetreiber in Nöten Probleme bei Rückzahlung der Coronakredite

Während der Pandemie sicherten die Bundes-Kredite den Gaststätten das Überleben. Jetzt ächzen viele unter den Schulden.

Der Berner Wirt Simon Wenger erinnert sich noch genau an die Zeit vor fast fünf Jahren: «Das Ganze war sehr unreal.» Doch dann hiess es: Lockdown, Läden und Restaurants mussten geschlossen werden.

Nach einer Weile konnte zwar wieder eröffnet werden, aber es galten strikte Abstandsregeln und Hygienevorschriften. Auch mussten Plexiglasabdeckungen zwischen den Tischen installiert werden.

Das Geschäft läuft wieder gut

Das bedeutete: höhere Kosten und weniger Einnahmen – auch für das Berner Altstadtrestaurant «Zu Webern», wo Wenger wirtet. Immerhin: «Heute ist alles wieder normal, das Geschäft läuft hier so gut, wie seit Jahren nicht mehr.»

Frau mit Maske serviert Tablett in Café, 2G-Regel Schild an Tür.
Legende: Mitte März 2020 wurden die Restaurants wegen der Coronapandemie zunächst vollständig geschlossen. Später konnten sie wiedereröffnen – unter strengen Hygieneauflagen. Keystone/Jean-Christophe Bott

Dank Unterstützung des Bundes musste das Restaurant «Zu Webern» während der Pandemie niemanden entlassen.

Kredite für 1.1 Milliarden Franken

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Während der Pandemie (ab März 2020) unterstützte der Bund die Betriebe mit Kurzarbeitsentschädigungen, sodass die Löhne weiterhin ausbezahlt werden konnten. Ausserdem bürgte er für Kredite, die die Banken an jene Betriebe gewährten, die wegen der Corona-Massnahmen eingeschränkt wurden. Solche Coronakredite bezogen fast alle der 30'000 Restaurants in der Schweiz. Das Kreditvolumen betrug insgesamt 1.1 Milliarden Franken.

Zu verdanken ist das einem Kredit im Rahmen der Corona-Massnahmen des Bundes: Der Berner Gastrounternehmer Tobias Burkhalter, dem das Restaurant «Zu Webern» – und fünf weitere Gaststätten im Raum Bern – gehören, bezog einen Kredit im Umfang einer halben Million Franken.

Und so musste er keinen der 130 Angestellten entlassen.

Kreditrückzahlung belastet die Rechnung

Doch innert acht Jahren müssen die Kredite zurückbezahlt sein. Das sei nicht einfach, auch wenn sein Unternehmen bei der Rückzahlung auf Kurs sei, sagt Burkhalter. «Die Jahresrechnung wird durch einen nicht unerheblichen Betrag zusätzlich belastet und dieser muss anderswo eingespart werden.»

Die Frage ist dabei, wo überhaupt Einsparungen möglich sind. Bei Mieten, Löhnen und Wareneinkauf gibt es nur wenig Spielraum. Auch könne man nicht einfach die Menupreise erhöhen, denn dann bleibe die Kundschaft weg, schildert der Gastrounternehmer die verzwickte Situation.

«Am ehesten können wir Investitionen aufschieben oder gar nicht tätigen – aber das wird uns irgendeinmal einholen», so Burkhalter.

Sehr kleine Gewinnmargen

Beat Imhof, der Präsident des Branchenverbands Gastrosuisse, sagt zu den Corona-Hilfskrediten: «Es war einfach, das Geld zu erhalten. Aber es jetzt zurückzuzahlen, ist nicht einfach. Das ist die harte Realität.»

In der Branche spricht man von einer durchschnittlichen Gewinnmarge von 0.2 Prozent. Das heisst: Bei einem Restaurant mit einer Million Franken Jahresumsatz bleiben im Schnitt 2000 Franken als Gewinn übrig. Und damit muss nun auch noch der Kredit abbezahlt werden.

Die Gastronomie ist laut den neusten Zahlen des Bundes denn auch jene Branche, die bisher am wenigsten Kredite zurückbezahlt hat. Es sind gerade einmal 44 Prozent. Über alle unterstützten Branchen hinweg sind es im Durchschnitt 56 Prozent.

Kreditzinsen sollen wegfallen

Um die Branche zu entlasten, fordert Gastrosuisse deshalb, dass wenigstens die Zinsen auf diesen Bundeskrediten gesenkt werden. Es könne nicht sein, dass die Banken, die diese besicherten und risikolosen Kredite vergeben, daran noch auf Kosten der notleidenden Gastronomie Geld verdienten.

Denn: «Es war klar, dass die Banken mit den Krediten kein Geld verdienen sollten – doch das tun sie jetzt», sagt Gastrosuisse-Präsident Imhof. «Das muss korrigiert werden!»

Imhof hat denn auch bereits einen Brief an den Bundesrat aufgesetzt. Denn es ist die Landesregierung, die jeweils Ende März über den Zinssatz für die Corona-Kredite entscheidet.

Rendez-vous, 17.2.2025, 12:30 Uhr

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