Nord Stream 2 ist eine 1200 Kilometer lange Pipeline, die russisches Erdgas aus den Ölfeldern von Sibirien über St. Petersburg direkt nach Deutschland leiten soll. Die Pipeline führt durchs Meer und ist fast schon vollständig verlegt. Doch 147 Kilometer haben bis jetzt gefehlt – jene auf dänischem Gebiet.
Die Dänen wollten den Bau der Pipeline durch ihre Gewässer verhindern. Aus Umweltschutzbedenken, aber auch weil sie – wie osteuropäische EU-Staaten und die USA – eine Abhängigkeit Europas von russischem Gas befürchteten. Nun aber gibt auch Kopenhagen grünes Licht.
Dänische Bedenken zerstreut
Wie die dänische Energieverwaltung mitteilte, darf das Teilstück der Pipeline auf dem dänischen Kontinentalsockel südöstlich von Bornholm durch die Ostsee verlaufen.
Europa wird sich damit über Jahrzehnte mit fossiler Energie versorgen müssen. Das hat natürlich Folgen für die Umweltpolitik.
Die Kehrtwende Kopenhagens begründet SRF-Nordeuropa-Mitarbeiter Bruno Kaufmann damit, dass die Dänen zwei Ziele erreicht haben: Zunächst konnten sie das Baukonsortium dazu bewegen, die Pipeline ausserhalb der eigenen Hoheitsgewässer zu bauen. Das neue Gebiet für die Verlegung der Pipeline sei ökologisch weniger sensibel, sagt Kaufmann.
Ängste in Osteuropa
Zudem hat Dänemark am Sonntag grünes Licht für eine andere Pipeline von West nach Ost gegeben – die «Baltic Pipe». Diese wird von der EU gefördert und soll die norwegischen Gasfelder mit Polen und dem Baltikum verbinden. Also genau jene Länder, die sich besonders gegen Nord Stream 2 wehren. Sie haben Angst, von russischen Gaslieferungen abgeschnitten zu werden.
Die «Baltic Pipe» sei mit entscheidend dafür gewesen, dass die Blockade bei Nord Stream 2 nun aufgelöst werden konnte, ist Kaufmann überzeugt: «Dieser Mosaikstein wurde im Machtpoker um die Energieversorgung in der Ostsee bisher wenig beachtet.»
Abhängigkeit von fossilen Energien bleibt
Trotz Kritik aus anderen EU-Staaten und den USA steht die deutsche Regierung hinter dem Projekt und hofft auf Versorgung mit preiswertem Gas – jährlich sollen 55 Milliarden Kubikmeter Erdgas durch die Rohre nach Deutschland fliessen.
Damit wird die Gasmenge, die von Russland nach Deutschland geliefert wird, verdoppelt. Dies in Zeiten, da allerorten der Ausstieg aus fossilen Energieträgern gefordert wird: «Europa wird sich damit über Jahrzehnte mit fossiler Energie versorgen müssen. Das hat natürlich Folgen für die Umweltpolitik», sagt Kaufmann.