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Rückblick auf das Börsenjahr «Roche, Novartis und die Banken waren die grossen Verlierer»

Aus amerikanischer Sicht war 2016 ein sehr gutes Börsenjahr. Anders sieht es in Europa aus: In der Schweiz hat der SMI gar etwas verloren. Warum, erklärt Wirtschaftsredaktor Massimo Agostinis.

SRF News: In der Schweiz ist das Bild leicht getrübt. Warum?

Massimo Agostinis: Wegen der beiden Schwergewichte Roche und Novartis, die vor allem wegen der US-Wahlen starke Kursverluste hinnehmen mussten. Hillary Clinton, die lange als Favoritin galt, hatte während des Wahlkampfs angekündigt, als Präsidentin gegen die massiv zu hohen Medikamentenpreise in den USA angehen zu wollen. Das wirkte sich negativ auf die Kurse der beiden Pharmamultis aus, weil die Investoren dachten, Roche und Novartis würden in den USA künftig weniger verdienen.

Zudem erlitten die Schweizer Banken vor allem im ersten Halbjahr Kursverluste. Zum einen liegt der Bankensektor in einem Tiefzins-Umfeld, in dem es schwierig ist, Geld zu verdienen.

Zum anderen war lange nicht klar, ob die Credit Suisse mit ihrer Restrukturierung auch wirklich durchkommen wird.

Heisst das, andere Aktientitel haben durchaus gut abgeschnitten?

Ja, etwa die Autozulieferer, die von den boomenden Verkäufen der deutschen Autos profitierten. Gut schnitten auch das Banken-Software-Unternehmen Temenos und die ABB ab. Dem Zürcher Industriekonzern kam zugute, dass der designierte US-Präsident Donald Trump angekündigt hat, massiv in die Infrastruktur des Landes investieren zu wollen.

Investoren gingen davon aus, dass der eine oder andere Auftrag dazu auch an die ABB gehen könnte. Deshalb legte der ihr Kurs um über 20 Prozent zu. Man kann generell sagen, dass die mittleren Unternehmen, die stark im Export sind, recht gut gearbeitet haben.

Die ABB profitierte von Trumps Ankündigung, massiv in die Infrastruktur investieren zu wollen.

Was erwarten die Beobachter von 2017?

Sie zeichnen ein sehr durchzogenes Bild. Für die USA sind die Analysten eher optimistisch, auch wenn es noch die Unsicherheit Donald Trump gibt. Bei Europa sind sie schon etwas skeptischer: Die Zinsen bleiben wegen der Entscheide der Europäischen Zentralbank tief.

Das heisst, die europäischen Banken werden weiterhin Mühe haben, Geld zu verdienen.

Hinzu kommen die beiden politischen Grossereignisse: Die Wahlen in Frankreich und Deutschland, die sich je nach Ausgang auf die Aktienkurse auswirken werden.

In der Schweiz dürften die Umsetzung der Zuwanderungsinitiative und die Abstimmung über die Unternehmenssteuerreform III je nach Ausgang die Aktien beflügeln oder eben nicht. Für die Schweiz prognostizieren Analysten ein besseres Börsenjahr als es das auslaufende war.

Erwartet wird aber sicher kein Kursfeuerwerk.

Das Gespräch führte Salvador Atasoy .

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