Nils Machtesaara ist Vorstandsmitglied des Rentierdistrikts Kvalsund, in dem die Kupferminen geplant sind. Auf Samisch erklärt er, dass die Rentierhalter keine Möglichkeit zum Ausweichen hätten. «Und die Erfahrung zeigt, dass Minen und Rentiere nicht zusammenpassen. Vom Feinstaub, der beim Erzabbau entsteht, werden die Tiere krank.»
Aili Keskitalo übersetzt auf Englisch. Sie ist die Präsidentin des Sami-Parlaments in Norwegen. Die Sami sind ein Volk von Indigenen, die im Norden Russlands, Finnlands, Schwedens und Norwegens leben. Die Rentierzucht ist Grundlage ihrer Wirtschaft und Teil ihrer Kultur.
Neue Kupferminen wären nicht nur für die Rentierzüchter, sondern insgesamt für die Umwelt in der Region fatal, fürchtet Keskitalo: «Die norwegische Regierung hat nicht nur den Bau der Mine grundsätzlich erlaubt, sondern auch die Deponie der Erzreste im lokalen Fjord.» Dadurch seien die Lachs-Bestände stark bedroht.
Die Präsidentin des Sami-Parlaments ist – auf Einladung der Schweizer Nichtregierungsorganisation Gesellschaft für bedrohte Völker – nach Zürich gekommen, um den Verantwortlichen der Credit Suisse die gravierenden Auswirkungen des Projekts vor Augen zu führen.
CS hält sich nicht für zuständig
Die Schweizer Grossbank steht im Visier der Sami, weil sie angeblich ein Fünftel der Aktien der Firma Nussir verwaltet – der Firma, die die Kupferminen betreiben will. Das heutige Treffen mit der Sami-Delegation will die Credit Suisse nicht vor dem Mikrofon kommentieren.
Dass Kunden in CS-Depots Nussir-Aktien halten, will die Bank weder bestätigen noch dementieren aus Gründen des Bankkundengeheimnisses. Die Bank schreibt aber: «In solchen Situationen, in denen wir als Depotbank agieren, haben wir auf die Anlageentscheide unserer Kunden keinen Einfluss, sofern diese nicht verboten oder durch geltende Gesetze eingeschränkt sind.»
Sami hoffen auf Zweifel der Investoren
Die Sami-Vertreter geben sich trotzdem einigermassen zufrieden mit dem Treffen. Einen Durchbruch haben sie nicht erwartet. Die Bewilligung des Minenbaus durch die norwegische Regierung werden sie wohl kaum rückgängig machen können, dessen sind sich bewusst. Die Sami hoffen nun aber, dass die Kupferminen-Betreiberin, es anschliessend schwer haben wird, bei Investoren Geld für den Bau der Minen aufzutreiben.
In einem ähnlich gelagerten Fall sind diese Hoffnungen vor kurzem allerdings enttäuscht worden. So haben sich die Sami gegen den Bau eines Windparks in Norwegen gewehrt – an dem neben der Credit Suisse auch der Schweizer Energiekonzern BKW beteiligt ist. Unterdessen wird dieser Windpark gebaut.