Ein mutmasslicher Millionenbetrug wird heute in Lenzburg vor Gericht verhandelt: Die SAR Premium Cars hat ihren Kunden mit günstigen Leasingraten Luxusautos angeboten, die am Schluss nicht mehr zu bezahlen waren. Der Autohändler steht nun wegen einer Deliktsumme von 17 Millionen Franken vor Gericht.
Auch wenn die SAR wohl erheblichen Schaden angerichtet hat, zu den grössten Betrugsfällen der Schweiz gehört der Fall nicht. Das zeigen unsere Beispiele.
Dieter Behring
Geht man nach der Höhe des Schadens, so sind die Machenschaften von Dieter Behring wohl der umfangreichste Schweizer Betrugsfall: Rund 1,2 Milliarden Franken Kundengeldern flossen, der finanzielle Schaden wird auf rund 800 Millionen Franken beziffert und betroffen sind rund 2000 Personen. Bereits Mitte der 1980er-Jahre hatte der Solothurner mit einem Schneeballsystem begonnen, das 2004 in sich zusammenfiel. Behring wurde zu fünfeinhalb Jahren Haft verurteilt.
Werner K. Rey
Oder war der Fall Werner K. Rey der «teuerste»? Auf rund 1,48 Milliarden Franken wird der Schaden beziffert, der vor allem Banken und Pensionskassen traf. 1976 begann Rey nach dem Prinzip «günstig kaufen, teuer abstossen» mit dem Aufbau eines Firmenimperiums, das 1991 in die Brüche ging. Der einst als Finanzgenie gefeierte Rey flüchtete auf die Bahamas, wurde 1996 aber verhaftet und an die Schweiz ausgeliefert. 1998 wurde er zu vier Jahren Gefängnis verurteilt. Rey soll weiterhin an Finanzgeschäften beteiligt sein.
Rolf Erb
Auch Rolf Erb hat kaum Private geschädigt: Ab 1998 beantragte er für die Holdinggesellschaften der Erb-Gruppe Kredite in Millionenhöhe – im Wissen, dass diese überschuldet waren. 17 Banken täuschte er mit manipulierten Bilanzen. Das Kartenhaus stürzte 2003 zusammen. Erb wurde unter anderem wegen gewerbsmässigen Betrugs und Urkundenfälschung zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt. Er konnte den Haftantritt aber hinauszögern. Im April 2017 wurde er tot in seinem Haus gefunden.
ASE Investment
Zurück zu den Betrügern mit Schneeball-Systemen: Die Investmentfirma ASE («Anlage-Sicherheit-Ertrag») in Frick (AG) versprach zwischen 2006 und 2012 Anlegern Renditen bis zu 18 Prozent jährlich. 2500 Personen gingen der ASE auf den Leim, die Deliktsumme beläuft sich auf 170 Millionen Franken.
In erster Instanz wurden der Geschäftsführer und sein Geschäftspartner zu Freiheitsstrafen verurteilt. Eine bedingte Haftstrafe erhielt ein Kundenberater der Basler Kantonalbank (BKB), die als Depotbank fungiert hatte. Am 30. Januar kommt es zu einer weiteren Verhandlung, weil die Angeklagten das Urteil angefochten haben. Privatkläger haben zusätzlich eine Strafanzeige gegen die BKB eingereicht.
«European Kings Club»
Noch mehr Geschädigte gab es im Fall des «European Kings Club», der auch auf einem Schneeballsystem basierte – allerdings mit sektenhaften Zügen: Die deutsche Hausfrau Damara Bertges und der Arzt Hans Günther Spachtholz versprachen ihren Anhängern eine Verdoppelung ihrer Einlagen und sammelten zwischen 1991 und 1994 rund 1,6 Milliarden Franken. Geschädigt wurden 80'000 Personen – darunter 20'000 in der Schweiz, wo sich das Schulungszentrum des Clubs befand. 1997 wurde Bertges zu acht Jahren Haft verurteilt. Wo das Geld geblieben ist, ist bis heute unbekannt.
Robert Allen Stanford
Einen Bezug zur Schweiz hat auch der Fall des Amerikaners Robert Allen Stanford. Seine Finanzgruppe betrog während 20 Jahren Investoren um rund sieben Milliarden US-Dollar. Bankkonten von Stanford befanden sich auch in der Schweiz. Die Deliktsumme ist Rekord. Rekord ist auch seine Haftstrafe, die er in den USA verbüssen muss: 110 Jahre.