Welche Signale senden die Huthis? Es gibt Anzeichen einer möglichen Deeskalation. Nach Ankündigung der Waffenruhe in Gaza hat die Huthi-Miliz am Mittwoch Geiseln freigelassen. Es ist die Crew des Transportschiffes Galaxy Leader – 25 Seeleute, die vor mehr als einem Jahr gefangengenommen wurden. Die Huthis haben den Reedereien zudem versprochen, keine internationalen Schiffe mehr anzugreifen – mit Ausnahme jener, die mit Israel in Verbindung stehen. Somit wird eine Normalisierung in Aussicht gestellt. Die Huthis haben im November 2023 begonnen, Schiffe auf dem Weg zum Suezkanal zu attackieren. Es waren bisher mehr als 100 Angriffe, wobei zwei Schiffe sanken, vier Seeleute starben.
Sturm auf die Galaxy Leader
Wie reagiert die Branche? Die grossen Reedereien reagieren derzeit skeptisch. Sie meiden den Suezkanal – die Waffenruhe im Gaza scheint zu fragil – den Versprechungen der Milizen wird misstraut. Die Schweizer Reederei MSC gab diese Woche bekannt, dass die Schiffe weiterhin um das Kap der Guten Hoffnung umgeleitet werden, dies sei sicherer für die Besatzung und auch zuverlässiger für die Kunden. Die MSC mit Sitz in Genf verfügt weltweit über 880 Schiffe und ist gemessen an der Anzahl Containerschiffe weltweit die Nummer eins in der Seefahrt. Zuvor hatten sich auch bereits die beiden Konkurrenten Maersk und Hapag-Lloyd zurückhaltend gezeigt, sie wollen zuwarten. Einzig die französische Reederei CMA CGM wagt sich mit den Containerschiffen durch den Kanal. Die Schiffe werden zum Teil mit Fregatten begleitet. Es ist ein zögerlicher Beginn.
Was heisst dies für die Versicherungen? Ähnlich wie die Reedereien misstrauen auch die Versicherungen den Versprechungen. Die Prämien sind nach wie vor hoch – dies zeigt, dass auch die Versicherungen skeptisch sind. In der Schifffahrt sind die Versicherungen sehr wichtig, ohne Versicherungen wäre das Risiko für die Reedereien zu gross. Zumindest teilweise haben die Versicherungen aber auch das Risiko von Terroranschlägen ausgeschlossen.
Wie reagiert der Betreiber des Suezkanals? Der Suezkanal wird von der staatlichen ägyptischen Gesellschaft Suez Canal Authority geführt. Der Präsident der Firma Ossama Rabiee zeigt sich zuversichtlich und spricht davon, dass sich die Lage normalisiere. Man sei bereit wieder alle Schiffe abzufertigen. Dieser Optimismus wird von der Schifffahrtsbranche allerdings nicht geteilt.
Was heisst die aktuelle Entwicklung für den Warentransport? Die Schiffe von Asien nach Europa machen nach wie vor den Umweg um Afrika – dies bedeutet, dass der Transport rund 10 Tage länger dauert als beim direkten Weg durch den Suezkanal. Das heisst auch, dass die Schiffe viel mehr Treibstoffe brauchen und der Transport ist teurer als beim direkten Weg durch den Kanal.
Gibt es weiterhin Lieferengpässe? Zu Beginn der Angriffe gab es vereinzelt Probleme und Engpässe in den Lieferketten. So fehlten zum Beispiel in der Automobilindustrie Teile für die Produktion. Die Firmen mussten längere Lieferzeiten in Kauf nehmen und die Planung entsprechend anpassen. Inzwischen haben sich die Abläufe eingespielt – und so sind auch die Regale in den Schweizer Geschäften gut gefüllt.