Mozzarella, Frischkäse, Mascarpone und Hüttenkäse – das alles und noch mehr produziert das Ostschweizer Familienunternehmen Züger Frischkäse im st. gallischen Oberbüren. Das Unternehmen verarbeitet pro Tag 500'000 Liter Milch und braucht in der Produktion pro Tag umgerechnet so viel Strom wie 10'000 Personen. Sollten Strom und Gas im Winter knapp werden, hätte dies gravierende Folgen für das Familienunternehmen.
Wird der Strom im Winter knapp?
Die Schweiz ist keine Selbstversorgerin, wenn es um den Strom geht. Im Schnitt produziert die Schweiz zwar mehr als sie verbraucht, pro Jahr 60 Mrd. kWh. Im Winter importiert sie jedoch Strom aus Deutschland, Österreich und Frankreich. Gleichzeitig werden rund 11.5 Mrd. kWh nach Italien exportiert. Unter dem Strich importiert die Schweiz während der kalten Monate rund 1.8 Mrd. kWh mehr als sie ausführt.
Wie viel die Schweiz diesen Winter importieren kann, ist aber noch unklar. Frankreich wartet zurzeit die Hälfte seiner AKW und ist selbst auf Importe angewiesen. Und: Ein grösserer Teil ihrer Stromproduktion beruht auf Gas. Bereits jetzt wird weniger Gas verstromt, weil die europäische Gasversorgung gefährdet ist. Wie viel Strom von den drei Nachbarländern im Winter in die Schweiz fliesst, steht noch in den Sternen.
Produktion mit Notstromaggregaten sichergestellt
Um die Produktion auch im Winter sicherzustellen, investiert das Unternehmen Züger Frischkäse in Diesel-Notstromaggregate.
Wir haben ein ganz fragiles System, welches auf eine sichere Stromversorgung angewiesen ist.
Denn: Das Unternehmen ist konstant auf Strom angewiesen. Ist nur schon die Kühlung während zweier Tage unterbrochen, verdirbt die Milch. Wir haben ein ganz fragiles System, welches auf eine sichere Stromversorgung angewiesen ist», erklärt Christof Züger, CEO von Züger Frischkäse.
Auch das Abpumpen der Milch vom Lastwagen in die Kühlbehälter benötigt Strom. Fällt der Strom aus, verursacht dies Stau bei den Lieferanten und der Produktion. Bei einem Blackout oder einer Rationierung könnte das Unternehmen einen Tag überbrücken und einen Notbetrieb aufrechterhalten.
Thermische Energie für Mozzarella-Herstellung
Neben Strom braucht das Unternehmen auch thermische Energie, beispielsweise für die Produktion von Mozzarella. Bei der Herstellung des Käses werden Molkestücke erhitzt und zu Mozzarella-Kugeln geformt. Dafür und um die Maschinen nach jeder Charge zu reinigen, braucht das Unternehmen Energie, welche unter anderem aus Gas gewonnen wird.
Die Gasheizungen können wir auf Öl-Verbrennung switchen.
Die Schweiz kann im Falle eines Lieferstopps nicht auf heimische Gaslager zurückgreifen. Sie beteiligt sich aber an französischen Gasspeichern und hat sich im Hinblick auf den kommenden Winter Kapazitäten an deutschen Gasspeichern gesichert. Ob das Gas dann auch geliefert werden kann, ist jedoch unklar.
Eine halbe Million Liter Heizöl als Notreserve
Im Notfall verzichtet die Firma komplett auf das Heizen mit Gas. «Die Gasheizungen können wir auf Öl-Verbrennung switchen», sagt Züger. Das Unternehmen hat sich dafür eine halbe Million Liter Heizöl gekauft und als Notreserve für den Winter eingelagert. Bei einer Gas- und Stromrationierung werden Mozzarella und Frischkäse dank Stromaggregaten und Öl-Lagern auch im kommenden Winter in den Kühlregalen zu finden sein.