- Erstmals überhaupt stagniert hierzulande das Wachstum im Online-Werbemarkt.
- Vor allem die Werbung auf dem Smartphone, ein Bereich, der bisher stark gewachsen ist, lässt nach.
- Viele Werbegelder der grossen und kleinen Kunden in der Schweiz fliessen zu Google.
20 Minuten.ch ist der Branchenprimus. Keiner macht online mehr Umsatz. 20 Minuten gehört der Tamedia. Marcel Kohler ist Leiter Werbung und Pendlermedien beim grössten privaten Schweizer Verlag. Er spricht von der «grossen Ernüchterung».
Werbemarkt im Bereich Desktop im Minus
Denn erstmals seit Jahren stagniert das Wachstum im klassischen Online-Werbemarkt, im sogenannten Displaybereich. Wenn der Branchenprimus Mühe hat, dann geht es den anderen nicht besser. Vor allem die Display-Werbung auf dem Smartphone, ein Bereich, der bisher stark gewachsen ist, lässt nach.
Gar ins Minus gerutscht ist der Display-Desktop-Bereich. Ein Grund dafür sind die Nutzerzahlen. Die Wachstumskurve flacht neu auch auf dem Smartphone ab.
Google greift mehr vom Werbekuchen ab
Ein weiterer Grund heisst Google. Das bestätigt Remo Baumeler, Managing Director von Audienzz – der Online-Werbevermarktungsfirma der NZZ: «Fakt ist, dass heute ganz viele Werbegelder der grossen Kunden in der Schweiz und auch der KMU zu Google fliessen, weil es da sehr einfach ist, Werbung zu platzieren. Es ist sehr günstig, und es ist sehr zielgerichtet.»
Branchenschätzungen zufolge fliessen 2018 bereits fast drei von vier investierten Online-Werbefranken aus der Schweiz direkt in die USA. Der Umsatz von Google in der Schweiz dürfte 2018 bei gegen 1,5 Milliarden Franken liegen.
Google kommuniziert keine Länderzahlen. Klar aber ist: Die Amerikaner bieten enorme Reichweite für wenig Geld. Google hat die Werbepreise der Verlage unter Druck gesetzt. «Der Konkurrenzkampf hat sich in den letzten 24 Monaten nochmals drastisch verschärft», sagt Baumeler.
Neue Werbemodelle sollen Abschwung abfangen
Die Verlage müssen sich darum neue Werbemodelle überlegen. Und zwar schnell. Tamedia setzt dabei auf Bewegtbild - die Übernahme von Goldbach, die diese Woche von der Wettbewerbskommission genehmigt wurde, ist Ausdruck davon. Zudem hat die Geschäftsleitung eben erst den Ausbau der Videosparte beschlossen.
Die NZZ wiederum investiert weiter in die sogenannten Unternehmensmedien – wie etwa den Bereich rund um das SEF, das Swiss Economic Forum. Ändern am Geschäftsjahr 2018 dürfte das nicht mehr viel. Es wird ein schwieriges Jahr für die Schweizer Verlage.