Im neuen KMU-Barometer der NZZ und der Fachhochschule Kaleidos bezeichnet mehr als die Hälfte der befragten Führungskräfte die Inflation als ihre grösste Sorge. Auch am Swiss Economic Forum, etwa Rolf Nöthiger, Verwaltungsrat bei ANS Architekten und Planer: «Wir haben natürlich massive Teuerungen auf den Baustellen. Es hat sich allerdings jetzt wieder ein bisschen zurückgebildet, aber das Teuerungsproblem, welches wir seit Jahren eigentlich nicht mehr gekannt haben, ist jetzt wieder ganz massiv vorhanden.» Weitere SEF-Teilnehmer erzählen, Produkte und die erbrachten Leistungen würden teurer, ganze Projekte würden zurückgestellt. Für viele kleine und mittlere Unternehmen sei es in der jetzigen Situation schwierig oder gar unmöglich, zu wachsen.
Das Teuerungsproblem, welches wir seit Jahren eigentlich nicht mehr gekannt haben, ist jetzt wieder ganz massiv vorhanden.
Auch Inflation im Ausland beunruhigt
Für viele Unternehmer ist die inländische Inflation aber nicht das grösste Problem, wie Peter Spuhler, Konzernchef von Stadler Rail, erklärt: «Wir haben zum Glück in der Schweiz eine sehr moderate Inflation von etwas über 2 Prozent. Aber in Zentraleuropa, wo wir auch tätig sind, oder in den baltischen Staaten, dort haben wir Inflationsraten bis 20 Prozent. Das heisst, die Löhne steigen, die Produktion wird teurer, wir verlieren an Marge und an Konkurrenzfähigkeit.»
Wie die meisten Unternehmer hofft auch Peter Spuhler, dass die Schweizerische Nationalbank die Zinsen nun nicht noch weiter erhöht. Doch obwohl die Inflation hierzulande im Mai mit 2.2 Prozent auf den tiefsten Stand seit Februar 2022 gefallen ist, sind weitere Zinsschritte der SNB nicht ausgeschlossen. Denn laut der aktuellen Inflationsprognose bleibe die Teuerung nicht nachhaltig unter 2 Prozent, sagt SNB-Präsident Thomas Jordan. «Die Inflation ist hartnäckig und wir müssen sicherstellen, dass sie unter 2 Prozent stabilisiert wird. Deshalb können wir nicht ausschliessen, dass wir die Geldpolitik weiter straffen müssen.»
Wir können nicht ausschliessen, dass wir die Geldpolitik weiter straffen müssen.
Schweizer Wirtschaft abhängig von Entwicklung im Ausland
Die Ausgangslage für die Schweiz im Vergleich zum Ausland ist gut. Das bestätigt auch Jordan. «Man kann sich nur ausrechnen, wie gross die Probleme wären für Unternehmer und Haushalte, insbesondere mit tiefem Einkommen, wenn wir Inflationsraten hätten wie im Ausland von acht, neun oder sogar 10 Prozent.»
Das Wachstum der Schweizer Wirtschaft war im ersten Quartal trotz der schwierigen Ausgangslage besser als erwartet. Die aktuelle Prognose der SNB für das ganze Jahr 2023 liegt bei einem Wachstum von einem Prozent. Das sei natürlich ein moderates Wachstum, kein starkes, erläutert Thomas Jordan.
Man kann sich nur ausrechnen wie gross die Probleme wären, wenn wir Inflationsraten hätten wie im Ausland von acht, neun oder sogar 10 Prozent.
Die Gründe dafür sind unter anderem im Ausland zu finden. «Die Schweiz ist eine kleine, offene Volkswirtschaft, die Nachfrage aus dem Ausland spielt eine sehr grosse Rolle, eine Abkühlung der internationalen Konjunktur, gerade der in Europa, hat natürlich auch entsprechend negative Auswirkungen auf die Schweiz.»