Worum geht es? Die Corona-Pandemie hat den Holzpreis im letzten Jahr in ungeahnte Höhen getrieben. Holz wurde zu einem gesuchten und seltenen Bauprodukt. Nun aber sind die Holzpreise auf dem Weltmarkt wieder abgestürzt – seit Anfang dieses Jahres um fast 50 Prozent.
Was sind die Gründe dafür? Die Preise in den USA fallen, weil Produktion und Angebot wieder zulegen, wie Michael Meuter, Mediensprecher bei Lignum, dem Verband der Schweizer Holzwirtschaft, gegenüber SRF erklärt. «Käufer und Verkäufer merken, dass die Knappheit vorbei ist.»
Die Konsumenten müssen wieder mehr Geld ausgeben für Dinge wie Benzin und Lebensmittel. Bauprojekte liegen jetzt wieder auf Eis.
Bereits im April habe eine Umfrage in den USA gezeigt, dass nur noch etwa zwölf Prozent der Baustoffhändler zu kleine Bauholzbestände hatten, so Meuter. Das liege auch an der Inflation: «Der amerikanische Einzelhandel erlebt einen Rückgang bei der Nachfrage nach Bauholz, weil die Konsumenten wieder mehr Geld ausgeben müssen für Dinge wie Benzin und Lebensmittel. Bauprojekte liegen jetzt wieder auf Eis.»
Was bedeutet das für die Schweiz? Eine direkte Auswirkung auf die Schweiz ist laut dem Verbandssprecher nicht zu erwarten. «Doch mittelfristig wird der aktuelle Trend in den USA, wenn er denn anhält, auch die europäischen Exportpreise für Holz nach unten drücken.»
Wenn die ausgeführten Mengen wieder vermehrt auf den EU-Markt gelangen, ist das sicher auch für die Schweiz nicht schlecht.
Der US-Export sei nur für die ganz Grossen wirklich ein Geschäft. «Aber wenn die ausgeführten Mengen wieder vermehrt auf den EU-Markt gelangen, ist das sicher auch für die Schweiz nicht schlecht.» Denn der hiesige Baumarkt könne sich nicht aus eigener Kraft mit Holz versorgen.
Wo stehen die Preise im Inland derzeit? Die Rund- und Schnittholzpreise sind derzeit stabil, wie Meuter sagt. «Bei den Produkten, die aus vielerlei Quelle in grosser Menge vorhanden sind, gibt es vielleicht gar eine gewisse Entspannung bei den Preisen.» Sie blieben aber sicher höher als vor der Pandemie. Das sei nicht negativ.
«Holz war lange Zeit unterbewertet, und mit dem jetzt erreichten Rundholzpreis können die Schweizer Produzenten endlich wieder einigermassen wirtschaftlich arbeiten.» Das sei wichtig. Und die Schweizer Holzverarbeiter hätten auch etwas davon: «Sie haben ihre Preise nur moderat erhöht und sind im Vergleich mit den Importen jetzt voll konkurrenzfähig. Das erlaubt ihnen auch wieder Investitionen.»
Ist der Holzmangel inzwischen behoben? «Die Versorgungslage ist derzeit gut, die Sägereien sind ausgelastet», weiss der Branchenkenner. Die Händler hätten ihre Lager wieder gefüllt und seien lieferfähig. «Es gibt bei einzelnen Produkten – zum Beispiel Eiche, die ist für Parkett sehr gefragt – Knappheiten», gibt Meuter zu. «Aber das hat nicht nur mit fehlender Produktion zu tun, mit dem Stop-and-Go während Corona mit unterbrochenen Lieferketten, sondern auch mit dem Ukraine-Krieg.»
Wie wirken sich Krieg und Sanktionen aus? Der Krieg in der Ukraine und die Sanktionen gegen Russland schränkten Produktion und Transporte ein, so Meuter. «Aus der Ukraine, aber auch aus Belarus und Russland kommt wenig oder nichts mehr.» Etwa zehn Prozent russisches Holz seien im europäischen Holzmarkt, diese fielen weg, das spüre man.
Die Versorgung des Marktes sei auf jeden Fall gewährleistet, aber die Nachfrage nach Holzprodukten sei ungebrochen hoch. «Und so ist es als Bauherr sicher nach wie vor ratsam, genügend Vorlauf für ein Projekt zu planen und nicht einfach davon auszugehen, dass die Just-in-time-Logistik wieder spielt.» Denn man wisse nie, was die Zukunft bringe.