Vom einstigen Glanz von Meyer Burger ist nicht mehr viel übrig. Vielmehr ist das Unternehmen mit seinen 1300 Angestellten gezeichnet von einem jahrelangen Niedergang: Am Montagnachmittag hat Meyer Burger – wieder einmal – eine ausserordentliche Generalversammlung durchgeführt, um sich – wieder einmal – frisches Geld zu beschaffen.
Das vergangene Geschäftsjahr war ein neuer Tiefpunkt: Meyer Burger hat fast 300 Millionen Franken Verlust gemacht. Es ist das zehnte Geschäftsjahr in Folge, das mit roten Zahlen endet. Deshalb wird dieser Tage ein Teil der Fabriken in Deutschland geschlossen und die Produktion in die USA verlegt. Der Hauptsitz und die Forschung verbleiben weiterhin in der Schweiz.
«Unfairer Wettbewerb» in Europa
Gunter Erfurt, seit vier Jahren Chef von Meyer Burger, begründet den Schritt wie folgt: «Wir beenden die Verluste, die sich durch völlig unfairen Wettbewerb eingestellt haben und legen unseren Fokus auf die USA. Dort ist ein Verhalten, wie wir es in Europa erleben, nicht möglich.»
Mit «unfairem Wettbewerb» meint er China, das den globalen Markt der Solarmodule dominiert, indem es seine Solarindustrie subventioniert. Europa würde dem nichts entgegensetzen, kritisiert Erfurt. In den USA hingegen sei es anders: «Dort funktionieren die Marktbedingungen. In den USA haben wir aufgrund der Nachfrage nach unserem Produkt bis 2030 verbindliche Abnahmeverträge.»
Zudem besteht die Aussicht, dass Meyer Burger vom Investitionsprogramm der US-Regierung – dem Inflation Reduction Act – profitieren kann. Die Rede ist von bis zu 1.4 Milliarden Dollar. Geld, das die Firma dringend brauchen könnte. Doch zuerst braucht Meyer Burger für den Start in den USA frisches Kapital: Hier ist die Rede von 200 Millionen Franken.
An der Generalversammlung haben die Aktionäre nun grünes Licht für eine Kapitalerhöhung gegeben. Und dann – so das Versprechen der Führung – soll es mit Meyer Burger aufwärtsgehen. Doch so hat es in den vergangenen Jahren schon mehrfach getönt.
2016 sagte der damalige Chef Peter Pauli: «Wir haben absolut gute Voraussetzungen. Die Entscheide der Klimakonferenz von Paris bergen über die nächsten zehn, fünfzehn Jahre ein gewaltiges Potenzial für uns.» 2018 wurde allerdings der Standort Thun geschlossen.
Neue Führung, rote Zahlen
Der Nachfolger Hans Brändle verschob einen Teil der Produktion nach China: «Meyer Burger geht nach China, weil mir näher zum Kunden müssen. Denn dort sitzen 85 Prozent unserer Kundschaft. Wir müssen den Nachteil, den wir auf der Kosten-Seite haben, wettmachen.» Trotz allem blieben Zahlen rot; Brändle trat 2020 ab und der jetzige Chef Gunter Erfurt übernahm die Führung. Gleichzeitig stellte er das Geschäftsmodell um; Meyer Burger produzierte fortan Solarmodule für den Massenmarkt.
Der neue Chef gab sich zuversichtlich, obwohl schon damals China den europäischen Markt dominierte: «In Zukunft bieten wir nicht mehr Maschinen für den Photovoltaik-Markt an. Stattdessen nutzen wir unsere überdurchschnittlich gute Technologie und steigen selbst in die Wertschöpfung und Nutzung von Solarmodulen ein», so Erfurt damals.
Es sind turbulente Tage, die Meyer Burger durchlebt. Einmal mehr. Und ob die geplanten 200 Millionen Franken für den Ausbau in den USA auch tatsächlich zusammen kommen, ist heute offen. Erst Anfang April zeigt sich, ob Geldgeber bereit sind, ein weiteres Mal in Meyer Burger zu investieren.