Rund 1500 Mitarbeiter oder 15 Prozent aller Stadler-Rail Mitarbeiter sind im Produktionswerk in Fanipal bei Minsk angestellt. Damit ist das Werk, von dem aus der gesamte GUS-Raum (Gemeinschaft Unabhängiger Staaten) beliefert wird – also neben Russland auch die zentralasiatischen Staaten – eines der grössten von Stadler Rail.
Er sei in regelmässigem Kontakt mit dem Chef vor Ort, sagt Verwaltungsratspräsident und Konzernchef Peter Spuhler: «Zurzeit ist die Stimmung im Werk ruhig, es wird normal gearbeitet. Natürlich gehen einige Mitarbeiter an die Demonstrationen – das Werk wird aber nicht bestreikt.»
Dass Mitarbeiter in ihrer Freizeit demonstrieren gehen, störe ihn nicht, betont Spuhler: «Als Schweizer sind wir da natürlich offen. Und wenn jemand in seiner Freizeit seine Meinung kundtun will, dann darf er das. Es gibt kein Verbot an die Mitarbeiter.»
Das brutale Vorgehen der Sicherheitskräfte gegen die Demonstrierenden und die mutmasslichen Wahlfälschungen haben Langzeitherrscher Alexander Lukaschenko international heftige Kritik eingebracht.
Schweizer Menschenrechtsorganisationen fordern von Stadler Rail beziehungsweise von Unternehmenschef Spuhler eine Distanzierung von der Regierung Lukaschenko. Solche Forderungen weist dieser entschieden zurück: «Wir werden uns sicher nicht in innenpolitische Angelegenheiten einmischen.»
Spuhler bereut Expansion nicht
Die Schweiz unterhalte diplomatische Beziehungen zu Weissrussland und es seien keine Sanktionen gegen das Land in Kraft, so Spuhler weiter. «Warum sollten wir als Unternehmer hier Position beziehen? Wir hätten auch keine Freude, wenn uns ausländische Unternehmen in der Schweiz etwas erklären möchten.»
Wir fühlen uns für unsere weissrussischen Mitarbeiter verantwortlich und machen uns Sorgen, wie es weitergeht.
Der Stadler-Rail-Chef war einer der ersten ausländischen Unternehmer, die in Belarus investiert haben. Seit sechs Jahren betreibt der Schweizer Bahnbauer dort eine Produktionsstätte – sehr erfolgreich. Staatschef Lukaschenko hat sich immer wieder sehr lobend über den Schweizer Unternehmer geäussert.
Dieser wartet aktuell ab – und hofft: «Wir fühlen uns für unsere weissrussischen Mitarbeiter verantwortlich und machen uns Sorgen, wie es weitergeht.» Als Schweizer sei man auf der neutralen Seite, so Spuhler. «Ich hoffe natürlich, dass sich diese innenpolitische Situation gewaltfrei lösen lässt.» Allen aktuellen Unwägbarkeiten zum Trotz, er würde nochmals nach Weissrussland expandieren, betont Spuhler.