- In Weissrussland hat Oppositionskandidatin Swetlana Tichanowskaja erneut zum Streik aufgerufen.
- In einer Videobotschaft forderte sie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Staatsbetrieben im ganzen Land dazu auf, die Arbeit niederzulegen.
- Durch die Streiks, die bereits seit Tagen laufen, soll dem Machtapparat die wirtschaftliche Basis entzogen werden.
«Streiks sind eine völlig legale und wichtige Waffe gegen das Regime», sagte Tichanowskaja in dem Videoaufruf. Tichanowskaja appellierte aus ihrem Exil in Litauen an ihre Landsleute, sich nicht einschüchtern zu lassen von den Drohungen des Machthabers Alexander Lukaschenko.
Die autoritäre Führung hat den Arbeitern mit Entlassung gedroht, sollten sie die Arbeit niederlegen. Die Opposition spricht hingegen von einem Recht auf Streik. «Schliesst Euch zusammen!», sagte Tichanowskaja. Schon jetzt hätten die Menschen durch die Einheit viel erreicht. Zugleich sicherte sie erneut jenen Hilfe zu, die durch die Streiks in Existenznot gerieten. Es sei inzwischen ein Millionenbetrag zusammengekommen, um Bedürftigen zu helfen. Die Spendenbereitschaft für den Solidaritätsfonds war demnach hoch.
Lukaschenko, den sie nie mit Namen nennt, versuche den Menschen das Land zu stehlen. «Um die Willkür zu beenden, müssen wir uns zusammenschliessen», sagte Tichanowskaja. Ziele der Opposition seien ein Ende der Gewalt gegen Andersdenkende, die Freilassung aller politischen Gefangenen sowie faire und freie Neuwahlen für das Präsidentenamt. Lukaschenko hatte sich bei der Wahl am 9. August mit 80 Prozent zum Sieger erklären lassen. Die Opposition sieht dagegen Tichanowskaja als neue Präsidentin.
In der Bevölkerung machte sich unterdessen Panik breit, dass Konten gesperrt werden könnten, um Überweisungen zur Unterstützung der Demokratiebewegung zu verhindern. Es gab zahlreiche Berichte, dass Bürger aus Angst vor solchen Massnahmen des Staates ihre Konten leerräumten. Eine offizielle Bestätigung gab es nicht. In Minsk waren auch am Freitag landesweit Strassenproteste gegen Lukaschenko geplant. Zudem demonstrieren immer wieder Unterstützer Lukaschenkos.