2022 hat Basel-Stadt einen Rekord erzielt: Fast 100 Startups wurden gegründet. Die Zahl stammt von der Wirtschaftsorganisation Basel Area, die Menschen, die eine Firma in Basel ansiedeln oder ein Startup gründen wollen, unterstützt.
Die Basler Zahlen stechen zwar hervor, sind aber nicht atypisch: «In der Schweiz sehen wir eine hohe Dynamik bei Startup-Gründungen», sagt Startup-Experte Stefan Kyora. Er ist Chefredaktor von «Startupticker», einer Newsplattform für Schweizer Jungunternehmen. «In Europa belegt die Schweiz einen Spitzenrang und liegt etwa auf dem fünften Platz.» Bei vergleichbaren Ländern würde nur in Schweden noch mehr in Startups investiert. Die anderen Spitzenplätze belegen die deutlich grösseren Plätze wie das Vereinigte Königreich, Frankreich und Deutschland.
Hochschulen und Fachleute, die schon in Hightech-Unternehmen gearbeitet haben, seien wichtige Faktoren für die Gründung neuer Unternehmen, so Kyora. In den vergangenen fünf bis sechs Jahren habe die Schweiz ihre Position als Innovationszentrum verstärkt und sei bei Investorinnen und Geldgebern wegen ihrer Stabilität und der politischen Neutralität beliebt. Auch «Startupticker» registrierte in der Region Basel besonders viele Gründungen.
Dass die Gründung eines Startups neben Einsatz auch Frusttoleranz erfordert, zeigen andere Zahlen. «Die meisten Leute scheitern beim ersten Anlauf», sagt Anja Nieveler. Sie berät im «Impact Hub» in Basel Startups.
Nur etwa 10 Prozent seien beim ersten Versuch erfolgreich, so Nieveler. Nicht selten würden diese innovativen Leute aber einen zweiten Start wagen und dann Erfolge verzeichnen: «Sie haben Biss, Ideen und können an vielem gleichzeitig arbeiten.»
Auch Stefan Kyora beobachtet, dass viele Startups scheitern. So dramatisch wie Nieveler sieht er die Situation aber nicht. Dass unterschiedliche Zahlen kursieren, sei unter anderem Ausdruck davon, dass der Begriff Startup nicht klar umrissen und deshalb verschieden ausgelegt werden könne, sagt er.
Krebs bekämpfen, Meere retten
Menschen, die ein Startup gründen, haben oft mehr als das eigene Portemonnaie im Blick. Beispiele dafür sind «Tide Ocean» und «Mycrobez». Letzteres macht aus Pilzen ein Styropor-ähnliches Material, welches man beispielsweise für Verpackungen nutzen kann. Landet die Verpackung im Meer, löst sie sich auf, anstatt die Umwelt zu verschmutzen. Zurzeit braucht es aber noch viele manuelle Schritte und «Mycrobez» ist daran, den Prozess zu automatisieren.
Einen Schritt weiter ist «Tide Ocean». Das Basler Unternehmen sammelt Einwegplastik, der als Müll im Meer landete, und verarbeitet ihn zu einem neuen Material. Die Firma hat bereits ein mechanisches Recyclingverfahren entwickelt, welches es jetzt anwendet.
Wir verändern lebende Bakterien genetisch so, dass sie gezielt in Tumoren wachsen und dort den Krebs direkt bekämpfen.
Erst im Entstehen ist ein neues Krebsmedikament, an welchem das Startup «T3 Pharma» arbeitet. «Wir verändern lebende Bakterien genetisch so, dass sie gezielt in Tumoren wachsen», sagt Simon Ittig. In den Krebszellen sollen die Bakterien den Tumor angreifen und so Kranke heilen.
Dass es eine Ballung von Startups in einer Region gebe, wie beispielsweise in Basel, sei nicht ungewöhnlich, sagt Basel Area-Chef Christof Klöpper. «Es braucht nämlich vor allem gute Beispiele.» Würde sich ein Startup ansiedeln, kämen oft weitere hinzu – nicht selten solche, die in einem ähnlichen Bereich tätig seien.