Sie reimen, sie programmieren, sie schreiben ganze Prüfungen: Chatroboter wie ChatGPT verändern gerade fundamental, wie wir mit Computern kommunizieren. «Wir erleben gerade einen Moment, der mit dem Aufkommen des ersten Internetbrowsers vergleichbar ist», sagt Tech-Investor Andreas Göldi.
«Plötzlich ist Technologie, die es schon viele Jahre gibt, für den Durchschnittskonsumenten verfügbar», sagt er: «Viele erkennen, wie nützlich KI für unser tägliches Leben sein kann.» Künstliche Intelligenz – oder eben kurz KI – wird so zum riesigen Geschäft. Marktbeobachter schätzen, dass dieses Jahr erstmals über 500 Milliarden Dollar in Firmen mit Anwendungen von künstlicher Intelligenz investiert werden. Vom Boom profitieren auch Schweizer Start-ups.
Brack setzt im Kundendienst auf ein KI-Programm
Kundendienst bei Competec, der Mutterfirma von Elektronikhändler Brack. Sachbearbeiterin Joanna O'Hanlon hat seit kurzem einen digitalen Assistenten, eine Art E-Mail-Chatroboter: «Das Programm macht meine Arbeit effizienter», sagt sie. Der Chatroboter hilft ihr, mit automatisch generierten Textvorschlägen Antworten schneller zu verfassen.
Das Programm des Schweizer Start-ups «Typewise» ist aber mehr als eine ausgeklügelte Auto-Vervollständigung: Mittels hunderttausenden von E-Mails des Brack-Kundendiensts hat es gelernt, wie die Firma mit ihren Kunden kommuniziert. Auf dieser Basis werden die Vorschläge erstellt.
«Finanziell sparen wir dabei nichts», sagt Brack-Geschäftsleitungsmitglied Andrej Golob. «Wir können aber die Zeit nutzen, um mehr Anfragen zu bearbeiten und auch qualitativ besser zu werden.»
Konversation mit dem Computer
Einfach mit jemandem in einer Fremdsprache sprechen: Das bietet die Schweizer App «Quazel». Per Spracheingabe kann man Konversationen mit dem Chatroboter führen, dieser gibt mit einer künstlich generierten Stimme Antwort. So können tatsächlich Konversationen entstehen, sei es übers Fischen, über Land und Leute oder touristische Aktivitäten.
Mitgründer Philipp Hadjimina sagt: «So kann man seine Sprachkenntnisse laufend verbessern.» Die drei Gründer arbeiten momentan in einem Airbnb in San Francisco und haben ein renommiertes Start-up-Förderprogramm gewonnen. Bereits habe eine bekannte Sprachlern-Plattform angeklopft: «Aber unser Ziel ist es, unabhängig zu bleiben und zu wachsen», sagt Philipp Hadjimina.
Der Kampf um die Zukunft der KI
Chatroboter mit künstlicher Intelligenz: Künftig werden sie uns im Alltag unterstützen. Sei es beim E-Mail-Schreiben oder bei der Internetsuche. Hier hat momentan Microsoft die Nase vorn: Der Konzern hat gut zehn Milliarden in die Firma OpenAI investiert, die hinter ChatGPT steckt. Das Ziel: Eine Suchmaschine mit Chat-Funktion zu lancieren. Für ausgewählte Nutzer ist diese bereits zugänglich.
Das ist ein Wirtschaftsfaktor: Bisher hält Microsoft mit seiner Suchmaschine Bing nur etwa drei Prozent des weltweiten Anteils, Platzhirsch Google liegt bei weit über 90 Prozent. Deshalb will Google nun bald mit seiner als «Bard» bekannten Software nachziehen.
Die Chatroboter sollen aber bald noch viel mehr als reimen, suchen und schreiben können: Microsoft und auch Google wollen sie in ihren Textverarbeitungs- und Tabellenkalkulationsprogrammen integrieren. So sollen neue Anwendungen möglich werden.