Boeing steckt in der grössten Krise ihrer Firmengeschichte. Die beiden Flugzeugabstürze mit Maschinen des Typs Boeing 737 Max bedeuten ein Image-Problem, Schadenersatz-Forderungen der Airlines und Klagen der Hinterbliebenen.
Trotzdem steigt die Aktie seit Anfang Jahr um 14 Prozent. Wieso? Anleger hassen nichts mehr als Unsicherheit. Seit gestern wissen sie, wie viel Boeing für Schadenersatzzahlungen an die Airlines in der Bilanz zurückstellen muss.
Steigender Kurs dank Klarheit
Die Fluggesellschaften leiden darunter, dass für die Boeing 737 Max derzeit ein Flugverbot herrscht. Die Rückstellung von 4,9 Milliarden Dollar ist eine stolze Summe und bedeutet, dass Boeing im zweiten Quartal Verluste macht.
Gleichzeitig herrscht für die Anleger nun aber Klarheit – zumindest was die Airline-Entschädigungen betrifft. Darum steigt der Aktienkurs heute.
«Too big to fail»
Weiterhin unklar ist, welche Kosten sonst noch auf Boeing zukommen. Da sind zum einen mögliche Sammelklagen der Hinterbliebenen. Zum anderen gerät die Produktion neuer Flugzeuge arg ins Stocken.
Nicht nur bei den fehlerhaften Modellen, sondern auch bei anderen. Diese Schäden können die Anleger nicht abschätzen. Dass die Aktie seit Anfang Jahr trotzdem 14 Prozent zulegt, hat einen einfachen Grund: Boeing ist «too big to fail», zu gross, als dass die Amerikaner sie scheitern lassen können.
Markt für Flugzeuge wächst weltweit
Weltweit wird der Markt für kommerzielle Flugzeuge von den beiden Platzhirschen Boeing und Airbus dominiert. Der Wegfall von Boeing würde ein Quasi-Monopol für Airbus bedeuten. Das will niemand, weder die USA, noch die Airline-Branche.
Denn damit würde die Macht von Airbus ins Unermessliche steigen. Die Anleger können sicher sein, dass Boeing nicht vom Markt verschwindet. Ein Markt, der notabene laufend wächst. Weil weltweit immer mehr geflogen wird, braucht es immer mehr Flugzeuge.
Airbus-Aktie startet durch
Boeing erleidet einen heftigen Rückschlag, dürfte sich in ein paar Jahren aber wieder erholen. Darauf spekulieren die Anleger. Sie bleiben der Aktie treu, auch in der Krisenzeit.
Ganz ohne Schaden kommt das Wertpapier aber nicht davon. Im Vergleich zur Airbus-Aktie hat sie für einmal das Nachsehen. Diese hat seit Anfang Jahr fast 60 Prozent zugelegt.