Die Kündigungen in den sogenannten Sugus-Häusern in Zürich sorgten im Dezember 2024 schweizweit für rote Köpfe: Rund 250 Mieterinnen und Mieter müssen wegen geplanter Sanierungen ihre Wohnung verlassen.
Zu Leerkündigungen wegen Umbauten kommt es in der Schweiz immer wieder. Jährlich erhalten so in der Schweiz 30'000 Mieterinnen und Mieter eine Kündigung, gemäss einer Studie der Zürcher Kantonalbank.
Die Leerkündigungen sorgen vor allem in Städten und Ferienregionen für rote Köpfe. Sanierungen seien häufig nicht notwendig, es gehe um Renditemaximierung, so der Vorwurf. Wohnschutzinitiativen sollen das verhindern. Im Kanton Zürich ist eine solche hängig.
Wir wollen, dass auch ärmere Leute weiterhin in den Städten wohnen können.
Markus Bärtschiger, Stadtpräsident von Schlieren und SP-Kantonsrat, hat die Initiative mitiniitiert. Er will mit zusätzlichem Wohnschutz Leerkündigungen verhindern: «Wir wollen, dass auch ärmere Leute weiterhin in den Städten wohnen können, dass es keine Ghettos gibt.» Die Gemeinden sollen mitreden können, wenn es um Renovationen oder Abbrüche geht.
Der grüne Stadtrat und Zürcher Finanzvorsteher Daniel Leupi spricht sich im «ECO Talk» für Sanierungen aus, doch nicht immer müsse bei guter Planung allen Mieterinnen und Mieter gleichzeitig gekündigt werden. Das könne oft auch gestaffelt geschehen: «Man kann das sehr viel sozialer angehen, als einfach leer zu kündigen», so Leupi.
Keine Sanierungen mehr wegen Wohnschutz
Andere Städte kennen bereits einen strengeren Wohnschutz; Genf bereits seit 1983. Hier gibt es nach Sanierungen oder Umbauten eine Maximalmiete.
Ein ähnliches Gesetz besteht seit 2022 in Basel. Seither seien Leerkündigungen und drastische Mietzinserhöhungen gemäss Kanton zwar reduziert worden.
Aber es werde auch weniger saniert, von privaten und auch von grossen Investoren, sagt Patricia von Falkenstein, Präsidentin des Hauseigentümer-Verbands Basel-Stadt: «Sanierungen wären aber enorm wichtig für die Klimaziele.» Doch in Basel würden weder Gebäudehüllen, Fenster noch neue Heizungen mehr installiert.
«Früher oder später verlottert der Gebäudepark, wenn man nichts macht», so von Falkenstein weiter.
Verhindert Wohnschutz Klimaschutz und Verdichtung?
Hauseigentümer und Investoren bemängeln also, dass Wohnschutz-Initiativen notwendige klimafreundliche Sanierungen und verdichtetes Bauen verhindern würden.
Was kann Zürich von Basel in diesem Zusammenhang lernen? Der Zürcher SP-Kantonsrat Markus Bärtschinger sagt, dass man im Kanton Zürich darauf achten müsse, «dass man am Schluss nicht zu wenig baut und insbesondere ökologisch sinnvolle Verdichtung zulässt.»
Kanton Zürich will Bautätigkeit ankurbeln
Der Zürcher Regierungsrat lehnt die Wohnschutz-Initiative ab. Sie trage zur Verknappung von Wohnraum bei und lasse die Preise weiter steigen. Die Zürcher Regierung erarbeite selbst Massnahmen, um die Bautätigkeit anzukurbeln und mehr bezahlbaren Wohnraum zu schaffen.
Die Wohnschutzinitiative im Kanton Zürich kommt voraussichtlich Anfang 2026 zur Abstimmung.