Vitor Gaspar ist Direktor beim Internationalen Währungsfonds IWF. Seine Aufgabe: Den Regierungen auf die Finger zu schauen. Was tun sie und wie helfen sie ihrer Bevölkerung, die unter der Inflation leidet? Und können sie sich das leisten? Gaspar sagt: Regierungen können mit ihrer Fiskalpolitik den Menschen tatsächlich helfen. Also sollen sie das auch tun.
Das passiert offenbar auch bereits. Der neueste Bericht des IWF zeigt: Die 174 untersuchten Länder haben in der ersten Jahreshälfte etwa 750 Massnahmen ergriffen, um die Folgen der Inflation abzufedern.
Inflation wird zusätzlich angeheizt
Für Gaspar ist klar: «Einige dieser fiskalpolitischen Massnahmen waren schlicht nötig – als Reaktion auf die akute Krise.» Aber die meisten der ergriffenen Massnahmen seien zu wenig gezielt gewesen. «Das ist schade», so der IWF-Vertreter.
Das Problem ist: Mit breitflächigen Mitteln – etwa Hilfszahlungen an alle – heizen die Regierungen die Inflation zusätzlich an, obwohl die vielerorts ohnehin schon schmerzhaft hoch ist. Damit torpedieren Regierungen die Geldpolitik der Notenbanken, die gerade mit Zinserhöhungen versuchen, die Inflation zu dämpfen. Das sei ineffizient und teuer, so der Währungsfonds.
Tut etwas, aber nicht zu viel
Von Steuersenkungen wie in Grossbritannien oder von Preisdeckeln für Strom und Gas wie in Frankreich hält der IWF also nichts. Er plädiert vielmehr dafür, nur diejenigen, die mit den Einkaufspreisen und Heizkosten nicht mehr zurechtkommen, vorübergehend mit Direktzahlungen zu unterstützen.
Oder wie es Gaspar formuliert: Gezielte Massnahmen oder bestehende Sozialhilfeleistungen aufzustocken, hilft den Ärmsten – ohne den Kampf der Notenbanken gegen die Inflation zu behindern.
Die Botschaft des Währungsfonds an die Regierungen lautet also: Tut etwas, aber tut nicht zu viel, das wäre kontraproduktiv.