Die Klimaemissionen des Techkonzerns Microsoft sind seit 2020 um fast ein Drittel gestiegen. Das vor allem wegen des Baus von Infrastrukturen für Künstliche Intelligenz, heisst es im neuen Nachhaltigkeitsbericht von Microsoft. Der Bericht liest sich wie ein Eingeständnis: Denn Microsoft hat sich eigentlich ambitionierte Klimaziele gesetzt.
Für den Anstieg verantwortlich sind vor allem sogenannte «Scope-3-Emissionen». «Dabei handelt es sich um Emissionen, die Microsoft nicht direkt in den eigenen Firmengebäuden ausstösst, sondern die bei Zulieferern und Kunden entstehen», erklärt SRF-Wirtschaftsredaktor Klaus Ammann.
Ein Beispiel: Ein Halbleiter-Produzent in Asien, bei dem Microsoft Kunde ist, baut eine neue Produktionsanlage aus Beton und betreibt diese mit Erdgas – dann steigen die «Scope-3-Emissionen» beim amerikanischen Tech-Giganten an. Solche Emissionen sind für Microsoft schwer zu kontrollieren.
Wettrüsten der Techgiganten
Der Konzern liefert sich derzeit ein Wettrüsten im Bereich der Künstlichen Intelligenz mit Konkurrenten wie Amazon und Google. «Mit dem zusätzlichen Einsatz von KI sind die genannten Emissionen massiv gestiegen. Denn dafür sind enorme Rechenleistungen nötig», sagt Ammann.
Bis 2030 will der Konzern das Netto-Null-Ziel erreichen. In der Zeit danach will Microsoft zusätzlich alle Emissionen, für die es seit seiner Gründung 1975 verantwortlich ist, aus der Atmosphäre holen.
Netto-Null bis 2030 scheint heute relativ unrealistisch für Microsoft.
In seinem Nachhaltigkeitsbericht räumt Microsoft ein, dass es eine grosse Herausforderung wird, die angestrebten Klimaziele zu erreichen. Zurückbuchstabieren will man aber nicht. Tatsächlich habe das Unternehmen auch schon beachtliche Summen investiert, beispielsweise in die Abscheidung von CO₂ aus der Luft, sagt Ammann. «Netto-Null bis 2030 scheint heute aber relativ unrealistisch.»
Microsoft will auch auf seine grossen Zulieferer einwirken, damit sie bis 2030 vollumfänglich auf erneuerbare Energien setzen. Gleichzeitig hofft man darauf, dass die Emissionen mit neuen und effizienteren Technologien reduziert werden können.
Grundsätzlich hält es Ammann für zielführend, wenn die Unternehmen darauf hinarbeiten, dass sich auch die Zulieferer zu mehr Klimaschutz verpflichten. Das wird voraussichtlich auch höhere Kosten für Microsoft mit sich bringen.
Auch Google und Co. haben Aufholbedarf
Auch bei Google lassen die jüngsten Nachhaltigkeitszahlen darauf schliessen, dass die Emissionen steigen. Von den grossen amerikanischen Tech-Unternehmen scheint einzig Apple zuletzt eine leichte Senkung der Emissionen erreicht zu haben. Auf dem Weg zu Netto-Null ist aber keines der Unternehmen.
Ammann schliesst: «Stand heute sind alle Tech-Giganten herausgefordert und müssen ihre Klimamassnahmen massiv beschleunigen, wenn sie ihre eigenen, teils tatsächlich recht ambitionierten Klimaziele erreichen wollen.»