13 Millionen Menschenleben habe die Global Alliance for Vaccines and Immunisation, kurz Gavi, in den letzten 20 Jahren seit der Gründung gerettet, sagt Pascal Barollier, der Kommunikationschef der Impfallianz, stolz. Gavi kombiniert die Nachfrage von Entwicklungsländern nach Impfungen und verhandelt dann mit den Herstellern der Impfstoffe tiefere Preise.
Über 700 Millionen Kinder in den 70 ärmsten Ländern hätten dank Gavi geimpft werden können – gegen lebensbedrohliche Krankheiten wie Diphtherie, Tetanus, Keuchhusten, Hepatitis B, Gelbfieber, sagt Barollier. Die Coronakrise fordere die Gavi-Allianz heraus. Weil das Gesundheitswesen in vielen Entwicklungsländern überfordert ist, werden voraussichtlich rund 80 Millionen Impfdosen gegen Kinderkrankheiten nicht verteilt werden.
Unternehmen, Regierungen und Private haben am Donnerstag an einer internationalen Geberkonferenz in London 8.8 Milliarden US-Dollar gespendet, damit Gavi den Rückstand aufholen und bis 2025 weitere 300 Millionen Kinder in Entwicklungsländern impfen kann.
Gavi sei tatsächlich wichtig, anerkennt auch Kate Elder von Ärzte ohne Grenzen. Sie ist bei der Nichtregierungsorganisation zuständig für die Impfpolitik. Doch die Macht der Impfallianz sei sehr beschränkt: Kommerziell seien Impfstoffe für die grossen Pharmaunternehmen viel weniger interessant als andere Produkte. Gavi müsse deshalb oft zu hohe Preise akzeptieren, betont Elder.
Das stimme so nicht, entgegnet Barollier von Gavi, nicht mehr: Neue, wirkungsvollere Impfstoffe, zum Beispiel gegen Gebärmutterhalskrebs, hätten das Interesse der Pharmafirmen in den letzten Jahren steigen lassen. Zudem würden Impfstoffe günstiger, weil sie vermehrt in den Entwicklungsländern selbst produziert werden.
Impfungen zum Selbstkostenpreis?
Elder von Ärzte ohne Grenzen bleibt skeptisch. Sie begrüsst zwar auch, dass Gavi sicherstellen will, dass die Impfung gegen Covid-19 – sobald sie entwickelt ist – fair verteilt und auch in den ärmsten Ländern zu vernünftigen Preisen zur Verfügung steht. Dazu hat die Impfallianz am Donnerstag einen speziellen Finanzierungsmechanismus ins Leben gerufen und zusätzliche 567 Millionen US-Dollar mobilisiert.
Die Art, wie die Stiftung vorgehe, sei allerdings nur die zweitbeste, meint Elder: Gavi müsse enorm grosse Geldbeträge mobilisieren, weil am System nichts geändert werde. Günstiger und gerechter wäre es, wenn Gavi und die beteiligten Regierungen die Impfstoff-Produzenten dazu bringen würden, Impfungen zum Selbstkostenpreis zu verkaufen.
Kaum Forschung ohne Gewinne
So einfach sei das nicht, heisst es bei der Impfallianz. Die effektiven Kosten eines Impfstoffs seien sehr schwierig zu berechnen. Gavi sei aber je länger, desto erfolgreicher im Aushandeln tiefer Verkaufspreise mit den Herstellern.
Die öffentlich-private Partnerschaft Gavi hat in den letzten 20 Jahren den Zugang zu Impfstoffen weltweit für Entwicklungsländer verbessert. Am Prinzip, dass Impfstoff-Forschung nur betrieben wird, wo kommerzielle Gewinne winken, hat sie bisher allerdings nicht viel geändert.