Die Grossbank Credit Suisse CS geht mit der Universität St. Gallen eine strategische Partnerschaft ein. Geplant ist auf dem Campus das sogenannte «HSG Center for Financial Services Innovation». Die Grossbank wird die HSG in den nächsten zehn Jahren mit insgesamt 20 Millionen Franken unterstützen. Es ist die grösste private Zuwendung in der Geschichte HSG.
Am neuen Zentrum soll dereinst das Know-how aus den bestehenden Forschungsrichtungen von Finanzwirtschaft, Management und Recht zusammengebracht und verdichtet werden. Das Zentrum soll weltweit führende Forschung zu Grundfragen des Finanzplatzes generieren.
HSG: Öffentliche Gelder reichen nicht
Die öffentlichen Gelder reichten zwar für die Forschung und Lehre in der Grundlagenforschung, so die HSG. Für die Synthese dieser Forschung reichten die Mittel aber nicht, heisst es beim Rektorat: Falls die CS nicht mitgemacht hätte, hätte man andere Geldgeber gesucht. Zum «Founding Partner» CS würden zudem noch weitere Sponsoren dazukommen.
Mit der Beteiligung der CS wird der Lehre an der HSG nach offiziellen Angaben völlig unabhängig bleiben. Die HSG macht auch die Verträge mit der CS öffentlich. Anders als etwa die Universität Zürich, die vor knapp zehn Jahren von der Grossbank UBS 100 Millionen Franken erhalten hatte und die Verträge unter Verschluss halten wollte.
Chancen und Risiken
Kritiker monieren heute trotzdem, dass Transparenz eben nur ein Schritt sei und dass die Anscheinsproblematik bleibe: Professorinnen und Professoren an diesem Zentrum würden nie ganz unvoreingenommen gegenüber der CS sein. Ein Kritiker zog heute als Beispiel den Vergleich zur Glaubwürdigkeit eines Corona-Impfstoffs, dessen Hersteller in der Schweiz Pharma-Professuren sponsern würde.
Die CS ihrerseits kann mit ihrem Engagement sicherstellen, dass an der Universität St. Gallen künftig in Feldern geforscht wird, die sie interessieren. Ebenso, dass es aus diesen Forschungsfeldern kompetenten Nachwuchs gibt, der dann womöglich nach dem Studium zur CS wechselt. Die CS wird mit der Vereinbarung auch zur Campus-Bank und stellt den Bancomaten auf dem Uni-Gelände. Sie wird auch Namensgeberin eines Gebäudes und nun oft in einem Zug mit der HSG genannt.
Der aktuelle Fall Greensill
Was die Verwicklung der CS in den aktuellen Greensill-Skanal in Deutschland betrifft, so geben sich die HSG-Verantwortlichen zuversichtlich, dass das nicht auf ihre Reputation abfärben wird. Sie verweisen darauf, dass die Angelegenheit, welche die Credit Suisse und ihre Kundschaft wohl Milliarden kosten, bis zur Eröffnung des Zentrums in einem Jahr aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwunden sein wird. Ganz ausschliessen wird aber wohl niemand, dass die Grossbank bis 2022 wieder irgendwo eine Reputationsbaustelle haben könnte.