- Saint-Gobain gibt im Kampf um die Kontrolle beim Schweizer Bauchemieriesen Sika auf.
- Im Gegenzug erhalte der französische Baustoffkonzern eine finanzielle Entschädigung.
- So soll der Kaufvertrag mit der Familienholding Schenker-Winkler Holding weiter umgesetzt werden.
Nach mehr als drei Jahren gibt es eine Lösung im Streit um die Kontrolle des Zuger Baustoffkonzerns Sika. Der französische Industriekonzern Saint-Gobain gibt den Kampf auf. Die Parteien haben sich geeinigt.
Es ist eine komplexe Einigung: Saint-Gobain löst seinen Kaufvertrag mit der Sika-Erbenfamilie Burkhard ein. Doch weil Saint-Gobain einen Teil des Aktienpakets gleich wieder an Sika verkauft, erhält das Unternehmen doch nicht die Kontrolle über Sika. Seine Beteiligung von 10 Prozent will Saint-Gobain während mindestens zwei Jahren behalten.
Einigung kurz vor Gerichtsurteil
Saint-Gobain wollte ursprünglich die Anteile der Erbenfamilie Burkhard erwerben und so die Kontrolle über das Unternehmen übernehmen. Doch das scheiterte am Widerstand von anderen Aktionären und der Sika-Führung. Es kam zum Rechtsstreit. Nun haben sich die Parteien also kurz vor einem rechtskräftigen Urteil geeinigt. Es scheint, dass der Zeitdruck die Kompromissbereitschaft erhöht hat.
Möglich geworden ist die Einigung auch, weil sich der Aktienpreis von Sika in den letzten drei Jahren praktisch verdoppelt hat. Damit wird das Aktienpaket, welches sich Saint-Gobain per Vertrag gesichert hat, zum Schnäppchen. Für Saint-Gobain bietet sich also eine Möglichkeit, den Vertrag mit Gewinn einzulösen und den Streit zu beenden. Das Gerichtsverfahren wurde sistiert.
600 Millionen Euro Gewinn für Saint-Gobain
Dies sei aus finanzieller wie strategischer Perspektive eine sehr positive Einigung für Saint-Gobain, wird CEO Pierre André de Chalendar in einer Mitteilung zitiert: «Wir realisieren für unsere Aktionäre einen substanziellen positiven Nettogewinn von über 600 Millionen Euro. Zudem behalten wir eine Minderheitsbeteiligung an einem grossartigen Unternehmen und werden das Verhältnis zwischen den beiden Gruppen vertiefen.»
Zufriedenheit bei Burkard
Urs F. Burkard zeigte sich im Namen seiner Familie erfreut, dass Saint-Gobain als beachtlicher Sika-Kunde auch grösser Sika-Aktionär sei. Die getroffene Vereinbarung berücksichtige die Interessen aller Aktionäre und bilde die Basis für die Fortsetzung der Sika-Erfolgsgeschichte.
Die Zeit drängte nicht nur wegen des Gerichtsverfahrens. Der Vertrag zwischen der Sika-Erbenfamilie Burkard und Saint-Gobain läuft Ende dieses Jahres aus. Danach hätte die Familie neu verhandeln können.