Er wurde als Goldjunge der Kryptobranche gefeiert. Sam Bankman-Fried, Gründer der insolventen Kryptobörse FTX. Nun drohen ihm aber Jahre im Gefängnis. Er ist Anfang Woche auf den Bahamas verhaftet worden.
FTX war kurz zuvor wegen Geldnot kollabiert und riss dabei den ganzen Kryptomarkt mit sich nach unten. Wie konnte es so weit kommen? Ein Gespräch mit Wirtschaftsredaktorin Eveline Kobler.
SRF News: Was wird Sam Bankman-Fried genau vorgeworfen?
Eveline Kobler: Die US-Behörden legen etwa acht Anklagepunkte fest. Es geht vor allem um Betrug von Investoren sowie Kundinnen, aber auch der Kreditgeber des Krypto-Hedgefonds Alameda. Bei Bankman-Fried muss man wissen: Er hat nicht nur eine Börsenplattform, sondern eben auch noch einen Hedgefonds. Und da gab es Ausgaben oder Schulden, welche er finanzieren musste. Dabei hat er sich bei Kundengeldern bei der Börse bedient und so das Geld eigentlich veruntreut.
Bandman-Fried soll zudem gegen das US-Wahlkampfspendengesetz verstossen haben. Auch soll er die Kundschaft geblendet haben. Natürlich gilt noch die Unschuldsvermutung.
Die Vorwürfe sind heftig. Was ist bei FTX schiefgelaufen?
Als Gerüchte im Umlauf waren, es seien Kundengelder veruntreut worden, haben viele Anlegerinnen und Anleger schlicht kalte Füsse bekommen. Die wollten ihr Geld, das sie investiert haben, in Sicherheit bringen, um es zum Beispiel in normales Geld zurücktauschen. Sie zogen also alle gleichzeitig Geld ab, was dann wiederum FTX in finanzielle Nöte brachte. Es war nicht genügend Liquidität vorhanden, um alle auszahlen zu können.
Viele Anlegerinnen und Anleger haben schlicht kalte Füsse bekommen.
Dass die eigene, hauseigene Kryptowährung, diese FTX, dann natürlich auch noch massiv an Wert verloren hat – der traute ja dann niemand mehr über den Weg – verschärfte das ganze Problem noch. Und weil auch die weltgrösste Kryptobörse Binance nicht zur Hilfe eilte, scheiterte auch dieser Plan. Schliesslich brach das ganze Kartenhaus zusammen: FTX musste Konkurs anmelden.
Bekommen nun auch andere Kryptos Börsenprobleme wegen FTX?
Die Geschichte hat die ganze Branche erfasst, ging sofort rasant über FTX hinaus. Und das ist auch nicht überraschend, man konnte schon in der Vergangenheit beobachten, dass Kryptowährungen – egal ob die nun Ripple, Bitcoin oder FTT heissen – sich jeweils synchron bewegen. Sie sind jeweils alle gleichzeitig gesucht und die Kurse steigen. Oder wenn es dann halt eher nach Krise riecht, werden sie auch gleichzeitig abgestossen.
Bei Landeswährungen beispielsweise ist dies jeweils anders, da haben Volkswirtschaften oder die Notenbanken einen grösseren Einfluss.
Zeigt der Fall FTX vielleicht auch, dass die Regulierung in der Kryptobranche nicht ausreicht?
Diese Diskussion ging natürlich rund um den Globus sofort los. Die Regulierung der Kryptobörsen ist je nach Land tatsächlich sehr unterschiedlich. FTX hat ihren Sitz auf den Bahamas. Das ist meiner Meinung nach kein Zufall, dort gelten sicher laschere Regeln als beispielsweise in der Schweiz. Hierzulande musste sich die Finanzaufsicht schon früh mit Kryptoregulierungen befassen.
Wie gross sind die Folgen des FTX-Kollapses?
Eigentlich blieb es ein Sturm in der Kryptoszene. Die Probleme sind nicht auf andere Rayons übergeschwappt, beispielsweise auf normale Banken, Handelsplätze oder Aktienbörsen. Die Anlegerinnen und Anleger wollten einfach ihre Kryptowährungen nicht mehr im Portfolio haben, haben aber gleichzeitig nicht ähnlich panikartig Aktien, Anleihen, Devisen oder Rohstoffe verkauft.
Das Gespräch führte Dominik Brand.