46 internationale Medien haben am 20. Februar 2022 Details aus einem Datenleck publiziert. Es soll 30'000 Kunden der Credit Suisse betreffen und auf «mutmassliche Versäumnisse der Bank bei der Überprüfung ihrer Kunden» hinweisen, wie die «Süddeutsche Zeitung schreibt.
Für die zweitgrösste Schweizer Bank ist das ein Reputationsproblem, sagt Banken-Analyst Andreas Venditti. Er gibt im Interview aber zu bedenken, dass es einen grossen Unterschied macht, von wann diese Konten stammen.
SRF: Wie beurteilen Sie die gestrigen Veröffentlichungen in Bezug auf die Bank Credit Suisse?
Andreas Venditti: Die Credit Suisse hatte in den letzten Jahren ja eine Reihe von Missständen und Problemen, die sie aufarbeiten muss. Die Veröffentlichung dieser Leaks hilft natürlich nicht.
Welche Rolle spielt, von wann diese Konten sind?
Der Zeitpunkt ist ein wichtiger Punkt, weil sich die Regeln in den letzten 15 Jahren komplett geändert haben. Deshalb glaube ich: Wenn es sich primär um Daten handelt, die einen älteren Zeitpunkt betreffen, sollte es weniger gravierend sein, als wenn es auch Konten betrifft, die weiterhin bestehen.
Und welche Rolle spielt das Bankgeheimnis?
Mit etwa 100 Ländern hat die Schweiz ja einen automatischen Informationsaustausch. Dementsprechend besteht dort für Steuerfragen kein Bankgeheimnis mehr. Es gibt sicher andere Länder auf der Welt, mit denen kein Abkommen besteht. Da sieht es anders aus. Das heisst aber nicht, dass die Schweiz nicht auch mit solchen Ländern ein Abkommen abschliessen möchte.
Was beobachten Sie an der Börse?
Der Kurs der CS hat etwas korrigiert, er ist im Moment 1.3 Prozent im Minus. Jener der UBS ist auch leicht im Minus. Interessanterweise sind die europäischen Banken im Moment im Plus. Man kann beobachten, dass dieser Fall eine Auswirkung vor allem auf die CS hat, aber auch die UBS tangiert wird. Das ist wohl geprägt durch die Berichterstattung, die den gesamten Schweizer Finanzplatz betrifft.
Hätte man nicht noch mehr Korrektur an den Börsen erwartet?
Es scheint, dass der Markt davon ausgeht, dass es vor allem ältere Fälle betrifft und es als nicht so gravierend angeschaut wird. Allerdings denke ich schon, dass der Reputationsschaden da ist. Es ist nie gut, wenn man mit solchen Schlagzeilen global in den Medien auftaucht.
Das Interview führte Manuela Siegert.