Die Flugbranche ist eine der grössten Verliererinnen der Coronakrise. So überrascht es nicht wirklich, wenn die Swiss einen Abbau bei der Flugzeugflotte und beim Personal ankündigt. Das Ausmass dieses Schrumpf-Plans ist aber bemerkenswert: Rund jede fünfte Stelle bei der Swiss geht verloren. Man ist überzeugt, dass sich das angeschlagene Fluggeschäft auch nach der Pandemie nicht komplett erholen wird. Für Swiss-CEO Dieter Vranckx sind Entlassungen deswegen alternativlos.
SRF News: Warum kommt es zu diesem massiven Stellenabbau?
Dieter Vranckx: Wir haben gesehen, dass sich der Markt strukturell verändert. Es gibt weniger Geschäfts- und auch weniger Freizeitreisen. Wir rechnen mit einem Nachfrage-Rückgang von 20 Prozent. Grosse Firmen investieren jetzt schon Teile ihres Reisebudgets in Technologie, physische Geschäftstreffen werden zu digitalen Sitzungen umgestaltet. Das wird sich strukturell durch den Markt ziehen.
Was rechtfertigt den Stellenabbau und diese Vorhersage?
Wir haben kürzlich unser Geschäftsergebnis des 1. Quartals kommuniziert. Wir haben dort einen Verlust von 200 Millionen Franken geschrieben. Pro Tag haben wir noch immer einen Geldabfluss von über zwei Millionen Franken. Am Schluss ist die Frage, wie sich die Swiss aufstellen kann, um nach Corona wieder strukturell effizient, konkurrenzfähig und finanzkräftig zu sein. Darum ist eine Anpassung unserer Strukturen notwendig.
Langfristig ist die Kurzarbeit keine Lösung.
Die Gewerkschaften sind aus allen Wolken gefallen nach der heutigen Ankündigung, auch wenn sie schon etwas ahnten. Die Gewerkschaften sagen, dass man das Ganze auch über die Kurzarbeit lösen könnte.
Nein. Die Kurzarbeit ist ein Mittel zur kurzfristigen Hilfe. Die aktuelle Krise, auch für unser Geschäft, ist sehr schwerwiegend. Da hilft die Kurzarbeit enorm und wir sind sehr dankbar dafür. Langfristig ist die Kurzarbeit aber keine Lösung, es braucht strukturelle Anpassungen im Konzern.
Es gibt auch den Vorwurf, dass die Coronakrise nur als Vorwand genommen wird, um auf dem Buckel der Angestellten ein Sparprogramm durchzuboxen. Was sagen Sie dazu?
Für uns ist es wichtig, dass wir die Kredite, die wir bekommen haben, so schnell wie möglich zurückzahlen können. Das bedeutet Profitabilität und Effizienz, damit die Swiss finanziell wieder gesund dasteht. Um das zu erreichen, müssen wir unsere Strukturen anpassen und wieder konkurrenzfähig sein. Leider gibt es keine andere Alternative (zum Sparprogramm, Anm. d. Red.)
Es ist leider so, dass auch die Grösse der Firma angepasst werden muss, wenn wir uns strukturell anpassen.
Sie argumentieren mit den Finanzhilfen durch den Bund. Aber der Bundesrat zeigte sich enttäuscht über die Ankündigung.
Wir bedauern sehr, dass wir so einen Schritt machen müssen. Es gibt immer zwei Seiten: Wir müssen sicherstellen, dass wir uns für die Zukunft richtig positionieren und wir diese damit für die Swiss und die Mitarbeitenden, die bleiben, erfolgreich gestalten können. Für die Mitarbeitenden, die uns leider verlassen werden, ist das Ziel, sozialverträgliche Lösungen zu finden. Das machen wir gemeinsam mit den Gewerkschaften.
Die Mitarbeitenden haben das Sparprogramm mitgetragen. Etwa, indem sie ihre Pensen reduziert haben. Der Einsatz war gross, jetzt enttäuschen Sie Ihre Angestellten. Was sagen Sie ihnen nun?
Wir schätzen enorm, was unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gerade auch 2020 geleistet haben. Und wir schätzen auch, was sie heute noch leisten. Es ist leider so, dass auch die Grösse der Firma angepasst werden muss, wenn wir uns strukturell anpassen. Das hat einen Impact auf die Zahl der Stellen.
Das Gespräch führte Fabian von Allmen.