Vor 13 Jahren stieg On mit seinen Laufschuhen in einen gesättigten Markt ein. Das Schweizer Start-up konnte sich behaupten, gewann 2014 gar den «Swiss Economic Forum»-Award. Mitbegründer Caspar Coppetti hat das Swiss Economic Forum (SEF) dieses Jahr erneut besucht und erzählt, wie On erfolgreich sein konnte.
Bevor Sie On mitbegründet haben, haben Sie mit Gartenschläuchen an der Sohle experimentiert. Was war damals der Plan?
Caspar Coppetti: Diese Technologie haben wir in erster Linie für uns gemacht. Viele Läufer haben Schmerzen beim Laufen. Das ist eine sehr repetitive Bewegung. Und mein Mitbegründer Olivier Bernhard hat zusammen mit einem Schweizer Ingenieur getüftelt und ein System entwickelt, mit dem man schmerz- und verletzungsfrei laufen konnte.
Das Projekt haben wir zweimal abgebrochen.
Dann war die Frage: Wie können wir die Schuhe für uns herstellen? Beim Schuh kann man nicht nur fünf Paare herstellen, man muss grosse Mengen produzieren. Da sagten wir, dass wir ein Unternehmen gründen müssen.
Es gibt viele grosse Sportartikelhersteller. Woher nahmen Sie den Mut, in diesen umkämpften Markt einzusteigen? Gab es auch Zweifel?
Es gab viele Zweifel. Den Mut hatten wir daher, dass wir eine andere Technologie hatten. Die ist patentiert und so hatten wir das Gefühl, dass wir da eine kleine Chance haben. Es ging aber bei uns auch nicht einfach so. Wir haben zwei Jahre lang hin und her überlegt: Sollen wir oder sollen wir nicht? Das Projekt haben wir zweimal abgebrochen. Es hing am seidenen Faden, dass es On heute überhaupt gibt. Irgendwann haben wir diesen Mut zusammengenommen.
Ihr Unternehmen ist in den USA an die Börse gegangen. Spielt der Heimmarkt Schweiz noch eine wichtige Rolle?
Er spielt eine sehr wichtige Rolle. Es ist unser Umfeld. Wir sind fast ein bisschen die Uniform der Schweizerinnen und Schweizer geworden, was uns extrem freut. Die Schweizer Kultur steckt in On und die exportieren wir auch in unsere Tochtergesellschaften auf der ganzen Welt.
Wir sind bei acht Prozent weltweit, die On-Schuhe tragen.
Was sich ganz viele nicht bewusst sind: Die Leute aus dem Ausland kommen wirklich gerne für die Arbeit in die Schweiz. Wir sind angewiesen auf Spezialisten gerade in der Schuhherstellung oder in der Technologie, die es in der Schweiz nicht gibt. Die Leute kommen aus Tokio, aus Los Angeles oder aus der ganzen Welt zu uns, weil es in der Schweiz auch die beste Lebensqualität gibt.
Ihre Schuhe sind ein Lifestyle-Produkt geworden. Stört sie das nicht?
Am Anfang hat uns das gestört, weil wir Hightech-Laufprodukte machen. Da Laufschuhe so bequem sind, trägt man sie natürlich gerne und häufig. Nicht zuletzt hat mit der Pandemie auch die Mode gewechselt. Ich sehe auch hier am Swiss Economic Forum viele Leute im Anzug mit Turnschuhen. Weil wir in der Schweiz die grösste Geschichte haben, sind wir hier auch breit aufgestellt. Währenddessen benutzen in den USA zwei Drittel der Leute die Schuhe zum Joggen.
Aber das Hauptziel bleibt ein Schuh für Sportlerinnen und Sportler – nicht nur im Laufsport, sondern auch im Tennis?
Ja. Unser unbescheidenes Ziel ist, Nummer Eins zu werden an den Füssen von Läuferinnen und Läufern. Wir gehen regelmässig an die grossen Laufstrecken und zählen, was die Leute tragen. Wir sind bei acht Prozent weltweit, die On-Schuhe tragen. Im Tennis haben wir durch die Partnerschaft mit Roger Federer etwas aufgebaut. Jetzt freut es uns sehr, dass die Nummer Eins der Welt, Iga Swiatek, in On-Schuhen im Finale der French Open steht. Es gibt auch noch weitere aufsteigende Spielerinnen und Spieler.
Das Gespräch führte Vera Deragisch.