- Die Lufthansa kann mit deutscher Staatshilfe weiterfliegen.
- Die Aktionäre des MDax-Konzerns stimmten einer 20-prozentigen Kapitalbeteiligung der Bundesrepublik mit einer Mehrheit von 98.04 Prozent zu.
- Das damit verbundene Hilfspaket über neun Milliarden Euro kann nun umgesetzt werden.
- Das sorgt auch bei der Lufthansa-Tochter Swiss für Erleichterung.
Im Ringen um das staatliche Rettungspaket hatte die Lufthansa-Spitze den Druck auf die Aktionäre noch einmal erhöht. «Wir haben kein Geld mehr», sagte Aufsichtsratschef Karl-Ludwig Kley bei der ausserordentlichen Hauptversammlung des Konzerns. Ohne das Unterstützungspaket von neun Milliarden Euro hätte die Airline Kley zufolge «in den nächsten Tagen» die Insolvenz anmelden müssen.
Swiss begrüsst Entscheid
Bei den Schweizer Lufthansa-Töchtern Swiss und Edelweiss kommt der an der Hauptversammlung gefällte Entscheid gut an. Swiss und Edelweiss begrüssten den Aktionärsentscheid zu den notwendigen Kapitalmassnahmen, heisst es in einer kurzen Stellungnahme dazu. Damit sei die Liquidität gesichert. Eine Rettung der Lufthansa dürfte auch den Weg frei machen für die Auszahlung der vom Bund in Aussicht gestellten Corona-Kredite zur Sicherung der Liquidität.
Aktionärsversammlung via Internet
Bei der ausschliesslich im Internet übertragenen ausserordentlichen Hauptversammlung verzichtete Grossaktionär Heinz Hermann Thiele darauf, das Rettungspaket zu blockieren. Wegen der schwachen Beteiligung der übrigen Stimmrechtsinhaber mit einer Präsenz von 39.3 Prozent hätte er mit seinem Aktienanteil von mindestens 15.5 Prozent Gelegenheit zu einer Blockade gehabt. Im Vorfeld hatte sich der Selfmade-Milliardär sehr kritisch über den seiner Meinung nach zu starken Staatseinfluss geäussert.
Am Morgen hatte die EU-Kommission dem Rettungsplan zugestimmt. Als Bedingung setzten die Wettbewerbshüter durch, dass Lufthansa in München und Frankfurt jeweils 24 Start- und Landerechte an Wettbewerber abgeben muss.
Der Lufthansa-Vorstand verteidigte vor der Abstimmung das mit der Bundesregierung verhandelte Paket aus Beteiligung, stillen Einlagen und Kredit als alternativlos. Mehr sei nicht durchsetzbar gewesen.
Dennoch gebe die Vereinbarung dem Unternehmen Raum und Zeit, um die Krise zu überwinden. Lufthansa-Chef Carsten Spohr zeigte sich zuversichtlich, die Einlagen und Kredite fristgerecht bedienen zu können. Man sei auch nicht verpflichtet, Kredit und Einlagen in voller Höhe abzurufen.
WSF zeichnet Aktien für rund 300 Millionen Euro
Das Rettungspaket sieht vor, dass der staatliche Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) im Zuge einer Kapitalerhöhung für rund 300 Millionen Euro Aktien zeichnet, um eine Beteiligung von 20 Prozent am Grundkapital der Airline aufzubauen. Er zahlt dafür nur den Nennwert von 2.56 Euro, rund ein Viertel des aktuellen Aktienkurses. Für den Fall einer feindlichen Übernahme könnte der Staat weitere Anteile aktivieren, um eine Sperrminorität zu erreichen. Zudem sind stille Einlagen von 5.7 Milliarden sowie ein KfW-Kredit von 3 Milliarden Euro geplant.