Das Wichtigste in Kürze:
- Die Schweiz muss massiv in die Sanierung der Entwässerungssysteme für die Landwirtschaft investieren.
- Die Bauern kämpfen dafür, denn es geht um ihre Anbauflächen.
- Volkswirtschaftlich ist eine landwirtschaftliche Nutzung von Moorböden fragwürdig.
- Auch Umwelt- und Naturschützer schlagen Alarm und fordern einen Stopp.
Eine Fläche von 192'000 Hektar Landwirtschaftsland ist in der Schweiz entwässert, damit darauf Kartoffeln, Karotten und anderes gedeihen können. Das ist ein Fünftel der gesamten Anbaufläche.
Diese Nutzbarmachung ist Jahrzehnte her. Inzwischen hat sich der Boden an vielen Stellen abgesenkt. Die Drainage-Systeme, über die das Wasser abfliesst, liegen nah an der Oberfläche. Im Berner Seeland etwa kommt es immer häufiger zu Überschwemmungen, weil das Entwässerungssystem nicht mehr funktioniert.
Der Bund schätzt, dass ein Drittel des gesamten Entwässerungssystems in schlechtem Zustand ist. Rund 1,7 Milliarden Franken wären in den kommenden 10 bis 15 Jahren notwendig zur Sanierung; Kosten, die in der Regel Bund und Kantone je zu einem Viertel tragen, die Gemeinde zu 20 Prozent und der Eigentümer zu 30 Prozent.
Gegen eine Sanierung gibt es sowohl volkswirtschaftliche als auch ökologische Argumente:
Landwirtschaftsvertreter sehen das freilich anders. Sie wollen ihre Anbauflächen – und damit ihre Einnahmen – nicht verlieren. Peter Thomet, Präsident der Bauern- und Landbesitzer-Vereinigung Pro Agricultura Seeland, argumentiert mit der Ernährungssicherheit: Sie gehöre zur Souveränität eines Binnenlandes wie der Schweiz.
Die Kosten findet er relativ: «Ein Kampfjet kostet 100 Millionen. Wenn man hier (im Seeland) 200 Millionen investieren würde, sind das zwei Kampfjets.»
Illegale Aufschüttungen
Manche seiner Kollegen im Seeland handeln bereits in Eigenregie: Sie schütten ihre Äcker selbst wieder auf. Denn sie sehen ihre Einkünfte davonschwimmen – weil die Drainage-Systeme ihre Funktion oftmals nur noch ungenügend erfüllen, ertrinken ihre Kulturen.
Das ist nicht legal. Raumplanungs-, Landwirtschafts- und Wasserwirtschaftsamt müssten zuvor kontaktiert werden, Bewilligungen eingeholt, bodenkundliche Begleitungen durchgeführt werden. Peter Thomet, der die Interessen der Seeländer Bauern vertritt, zeigt Verständnis: «Illegal ist hart gesagt.» Der Aufwand, die Bürokratie und die Kosten führten dazu, «dass man die Baubewilligung nicht einholt».