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Stromverbrauch in der Schweiz sinkt – trotz Bevölkerungswachstum
Aus HeuteMorgen vom 18.04.2024. Bild: Keystone/EVA MANHART
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Trotz Bevölkerungswachstum Der Stromverbrauch in der Schweiz sinkt

Der Stromverbrauch in der Schweiz geht stetig zurück. Er war im vergangenen Jahr so tief wie zuletzt 2004. Dies trotz mehr Einwohnern, mehr Wärmepumpen und mehr Elektroautos.

Jahrzehntelang galt: Je mehr Menschen und je grösser der Wohlstand, desto mehr Strom verbraucht die Schweiz. Immer deutlicher zeigt sich nun, dass diese Entwicklung nicht mehr stimmt. «In den vergangenen zehn Jahren haben die Effizienzsteigerungen laufend zugenommen», beobachtet Michael Kost, beim Bundesamt für Energie (BFE) zuständig für Analysen und die Energieperspektiven. Diese Effizienzgewinne sind inzwischen so gross, dass sie den zusätzlichen Stromverbrauch aufgrund der steigenden Bevölkerungszahl wettmachen.

Angetrieben wurde diese Entwicklung aufgrund des technischen Fortschritts und neuer gesetzlicher Vorschriften für Geräte. Zudem haben jüngst auch gestiegene Energiepreise und milde Winter mitgeholfen, dass der Stromverbrauch rückläufig war. Unter dem Strich hat die Schweiz im vergangenen Jahr 56 Terawattstunden (TWh) Strom verbraucht. So tief war der Stromverbrauch letztmals 2004.

Einsparungen von einigen Hundert Franken

In einem durchschnittlichen Haushalt verschlingt das Heizen am meisten Energie. Aufgrund des technischen Fortschrittes sind die Einsparungen in diesem Bereich entsprechend gross. Exemplarisch zeigt sich das bei Markus Tschantré. Er wohnt in der Gemeinde Tüscherz am Bielersee.

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Elektroheizung: Lohnt sich das Heizen mit Strom?
aus Rendez-vous vom 18.04.2024. Bild: SRF/ Matthias Heim
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Der Architekt hat vor zwei Jahren in seiner Wohnung und in fünf angrenzenden Liegenschaften die alten Öl-, Holz- und Elektroheizungen durch eine zentrale Wärmepumpe ersetzt: «Die Wärmepumpe verbraucht im Vergleich zur alten Elektroheizung rund 60 Prozent weniger Strom.» Das deckt sich mit den Berechnungen des BFE, das bei einem Ersatz von Einsparungen von 50 bis 70 Prozent ausgeht.

Als Elektroheizungen in Mode waren  

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Elektroheizungen gelten heute als «Stromfresser». Anders in den 1970er- und 1980er-Jahren, als viele der heute sich immer noch in Betrieb befindlichen Heizungen installiert wurden. In Zeiten mit einem Stromüberfluss galten sie als ideale Lösung, um Gebäude zu beheizen und gleichzeitig den Stromverbrauch anzukurbeln.

Die neuen Kernkraftwerke Gösgen (Inbetriebnahme 1979) und Leibstadt (Inbetriebnahme 1984) lieferten auf einen Schlag viel Strom, in der Nacht sogar mehr, als die Haushalte und die Industrie benötigten. Entsprechend wurden Elektroheizungen propagiert: Sie verbrauchten in der Nacht viel Strom, indem sie Wärme produzierten, die sie tagsüber nach und nach abgaben. Die Stromproduzenten wiederum konnten so ihren überschüssigen Strom mittels günstiger Nachttarife loswerden. Zudem galten die Elektroheizungen damals auch als fortschrittlich, weil sie eine umweltfreundliche Alternative zu den Ölheizungen waren.

Seit Strom aber im Winter tendenziell knapper geworden ist, gelten Elektroheizungen als Auslaufmodell und der Bund und die Kantone fördern die Umstellung auf energieeffiziente Geräte. Die Förderbeiträge variieren je nach Kanton, betragen aber oft mehrere Tausend Franken.

Der geringere Stromverbrauch zahle sich auch finanziell aus, bilanziert Markus Tschantré weiter: «Jede Partei zahlt für die Wärmepumpe Stromkosten von 600 Franken pro Jahr. Das ist nur noch halb so viel wie früher.»

Nicht nur als Privatperson, sondern auch als Architekt stellt Markus Tschantré eine neue Dynamik fest: Energieeffiziente Heizsysteme und sparsame Boiler sind spätestens seit den gestiegenen Gas- und Strompreisen gefragter denn je. Hinzu kommen gesetzliche Vorgaben: In allen Kantonen sind Elektroheizungen in Neubauten seit Mitte 2022 verboten.

Wärmepumpen sind heute Standard

Die gleiche Entwicklung beobachtet auch Roger Basler, Geschäftsführer der Gebäudetechnik Firma Meier Tobler AG, die auch die Wärmepumpe für Markus Tschantré geliefert hat. Pro Jahr werden in der Schweiz rund 45'000 bis 50'000 Heizungen verbaut. Inzwischen sind neun von zehn neuen Heizungen Wärmepumpen. «Damit ist die Wärmepumpe heute zum Standard in der Schweiz geworden», so Roger Basler.

Eine Win-Win-Situation

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Legende: KEYSTONE/Salvatore Di Nolfi

Der Ersatz einer alten Elektroheizung spart nicht nur Strom und Geld, sondern hilft darüber hinaus auch der Stromversorgung. Das BFE schätzt, dass durch den Ersatz einer Elektroheizung durch eine Wärmepumpe in der Schweiz bis zu 2 TWh Strom pro Jahr eingespart werden könnten.

Und dies insbesondere im Winter, wenn Strom in der Schweiz tendenziell knapper ist. Zum Vergleich: Im langjährigen Schnitt importiert die Schweiz im Winter 4 TWh Strom aus dem Ausland. Theoretisch hiesse das: Würden alle Elektroheizungen durch moderne Wärmepumpen ersetzt, müsste die Schweiz rein rechnerisch gesehen nur noch halb so viel Strom importieren.

Und die Arbeit dürfte der Branche vorläufig nicht ausgehen: In der Schweiz sind noch rund eine Million Öl-, Gas- und Elektroheizungen in Betrieb, die in den kommenden Jahren ersetzt werden müssen. «Durch die Elektrifizierung des Verkehrs und des Wärmebereichs ist künftig mit einem steigenden Strombedarf zu rechnen», prognostiziert deshalb Michael Kost vom BFE. Damit dürfte sich mittel- und langfristig auch das Bild des rückläufigen Stromverbrauchs in der Schweiz wieder drehen.

Heute Morgen, 18.4.2024, 6:00 Uhr;kesm

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