Seit dem 16. März, dem Tag, an dem der Bundesrat in der Corona-Krise die ausserordentliche Lage ausgerufen hat, müssen 12'000 Menschen neu aufs RAV gehen. Denn trotz der beschlossenen Hilfsmassnahmen bleibe eine Unsicherheit, sagt Roland Müller, Direktor des Arbeitgeberverbandes.
SRF News: Kündigungen nehmen trotz der Möglichkeit, Kurzarbeit zu beantragen, zu. Nehmen die Unternehmer ihre Verantwortung nicht wahr?
Roland Müller: Nein. Das Problem war und ist immer noch, dass die Krise sehr rasch eingetreten ist und wir – zu Beginn mindestens – noch keine Angaben hatten, wie es nun weitergeht mit der Kurzarbeitsentschädigung, aber auch mit den Liquiditätshilfen. An sich ist es im Interesse eines jeden Arbeitgebers, dass er seine Leute behalten kann, dass er auf das Know-how, das er im Betrieb hat, aufbauen kann. Dies insbesondere, damit man, wenn die Krise zu Ende ist, rasch wieder hochfahren kann. Aber es wird leider unausweichlich sein – das zeigen die aktuellen Zahlen –, dass es zu Entlassungen kommen wird.
Neben der vereinfachten Kurzarbeit gibt es das Hilfspaket des Bundes, das die Wirtschaft unterstützt. Wieso versuchen es die Firmen nicht zuerst damit, bevor sie die Leute entlassen?
Die Kurzarbeit ist sicher eines der ersten Instrumente. Es war sehr wichtig, dass der Bund diese rasch zur Verfügung gestellt hat, dass er den Antrag vereinfacht hat und auch die Möglichkeit geschaffen hat, dass sie länger in Anspruch genommen werden kann. Trotzdem hatten wir vor allem zu Beginn eine grosse Unsicherheit, wie das weitergeht. Und da ist es eine Tatsache, dass es zu Entlassungen kommen wird.
Kurzarbeit und Liquiditätshilfe sind wichtig, damit der Schaden dieser Krise nicht so gross sein wird, wie ohne diese Mittel.
Leider wird dies unausweichlich sein. Es kommt auch darauf an, wie lange diese Krise dauert, aber wichtig war, dass insbesondere der Bundesrat diese Liquiditätshilfe bekannt gegeben hat, dass seit gestern auch dieses Geld rasch bezogen werden kann und wir zusammen mit der Kurzarbeitsentschädigung helfen, dass der Schaden dieser Krise nicht so gross sein wird, wie ohne diese Hilfsmittel.
Heisst das, dass es in den nächsten Wochen weniger Entlassungen geben wird?
Wir sind immer noch in der Phase, in der das Coronavirus sich mehr verbreitet. Vor diesem Hintergrund haben wir weiterhin eine Unsicherheit. Aber die Instrumente sind bekannt und sind nun da. Über unsere Verbände informieren auch wir die Arbeitgeber laufend und empfehlen ihnen, diese Instrumente anzuwenden. Wir hoffen alle zusammen, dass die Entlassungen in einem vernünftigen Ausmass gehalten werden können. Aber wenn man ganze Betriebe oder Branchen wie den Tourismus schliesst, dann sind auch Entlassungen trotz all der Instrumente leider unumgänglich.
Das Gespräch führte Christina Scheidegger.