Zehn Jahre nach dem Beinahe-Bankrott der UBS stellen die systemrelevanten Banken in der Schweiz – allen voran die UBS und die Credit Suisse – aufgrund ihre Grösse heute noch immer ein Risiko für die Volkswirtschaft dar. Dabei geht es insbesondere um zwei Punkte: Bilanzsumme und hartes Eigenkapital.
UBS-Bilanzsumme noch immer grösser als das BIP
2008 betrug die Bilanzsumme der UBS 2'015 Milliarden Franken. Sie war fast dreieinhalb Mal so gross wie das Bruttoinlandsprodukt BIP, die jährliche Wirtschaftsleistung der Schweiz.
Bis Mitte 2018 hat die UBS ihre Bilanz um mehr als die Hälfte reduziert. Damit übersteigt sie das BIP noch um das 1,4-fache.
Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Credit Suisse: 2008 betrug ihre Bilanzsumme 1'170 Milliarden Franken – knapp das Doppelte des BIP. Ende 2. Quartal 2018 waren es 798 Milliarden. Das ist immer noch das 1,2-fache des Schweizer BIP.
Ungeordneter Konkurs wäre für Schweiz fatal
Ein ungeordneter Konkurs einer der Grossbanken wäre für die Schweizer Volkswirtschaft nach wie vor fatal. Eine systemrelevante Bank muss fähig sein, Verluste bei laufendem Betrieb aufzufangen. Dafür muss sie über genügend Eigenkapital verfügen.
Für Wirtschaftsprofessor Aymo Brunetti – einen der Architekten der «Too Big To Fail-Regeln» – ist dies heute der Fall: «Die Banken haben heute mehr und besseres, also härteres Eigenkapital – Eigenkapital, das im Geschäftsgang Verluste stärker wegstecken kann als vor zehn Jahren.»
Doch die UBS hatte 2008 im Vergleich zur gesamten Bilanzsumme lediglich 1,6 Prozent hartes Eigenkapital. Bis heute hat die Bank das harte Eigenkapital auf 3,8 Prozent erhöht.
Die Credit Suisse steigerte das harte Eigenkapital im selben Zeitraum von 2,9 auf 3,9 Prozent.
Wenn man eine Zahl verdreifacht, die nahe bei null ist, ist das Ergebnis immer noch nicht sehr gross.
Der renommierte Ökonom Martin Hellwig kritisierte schon vor drei Jahren in seinem Buch «Des Bankers neue Kleider» die Eigenkapitalanforderungen der systemrelevanten Banken als zu gering.
Heute sagt er: «Die Eigenkapitalanforderungen sind verdreifacht worden, aber wie es so schön in der ‹Financial Times› hiess: Wenn man eine Zahl verdreifacht, die nahe bei null ist, ist das Ergebnis immer noch nicht sehr gross.»
Aymo Brunetti sagt dazu: «Es ist relativ wenig Eigenkapital im Vergleich zu anderen Unternehmen. Aber es ist natürlich das Urgeschäft einer Bank, dass sie mit Geld arbeitet, das ihr nicht gehört. Und es ist doch deutlich mehr als früher.»
Mit ihrem Eigenkapital übertreffen die Banken die heute geforderten 3,5 Prozent hartes Eigenkapital. Ausserdem sagt Aymo Brunetti: «Es gibt einen Notfallplan falls Verluste so gross würden, dass eine Bank stirbt.»
Gemäss diesem Plan müssen sich Banken innerhalb kürzester Zeit aufteilen können, so dass die systemrelevanten Teile überleben. Allerdings tritt dieser Notfallplan frühestens Ende 2019 in Kraft.
Die Grossbanken sind kapitalmässig besser aufgestellt als vor zehn Jahren. Ob sich dieser Schutz in der nächsten Krise bewährt, weiss aber niemand genau. UBS und CS sind noch immer zu gross – «too big to fail» – um sie ungeordnet untergehen zu lassen.