Überschwemmungen auf der südlichen Erdhalbkugel haben zu einem unschönen Rekord geführt: Allein die jüngsten Hochwasser in Australien verursachten versicherte Schäden von 3.5 Milliarden Dollar. Diese Fluten waren im ersten Halbjahr unter vielen Katastrophen insgesamt das teuerste Ereignis für die globale Versicherungsindustrie. Alles zusammengerechnet, kosteten solche Katastrophen – von den Winterstürmen zu Jahresbeginn bis zu den Waldbränden im Sommer – bislang 35 Milliarden Dollar.
Die Rückversicherung Swiss Re warnt in ihrer Zwischenbilanz: Neue Hitzerekorde in Europa und anderswo würden die Schadenssumme weiter nach oben treiben. Der Klimawandel trage massgeblich dazu bei, sagt Expertin Tamara Soyka von Swiss Re. «Es ist sicher so, dass die versicherten Schäden über den Globus jährlich steigen. Der Klimawandel ist ein Treiber dieses Wachstums. Es ist aber nur ein Treiben von vielen: Zum Beispiel die Urbanisierung und die Wertekonzentration in gefährdeten Gebieten sind weitere Treiber, die deutlich zunehmen.»
Schäden sind grösser bei dichter Besiedelung
Das heisst: Wenn bestimmte Meeresküsten und Flussufer dicht besiedelt sind, dann es geht besonders stark ins Geld, sobald eine Flut kommt.
Als Reaktion auf die steigenden Risiken erhöhen die Versicherungen tendenziell die Preise. Die Leiterin Naturkatastrophen Europa, Naher Osten und Afrika von Swiss Re, Tamara Soyka, sagt es so: «Es wird wichtiger, die Auswirkungen des Klimawandels und anderen Risikotreibern zu überwachen, dies auch im Hinblick auf Preisanpassungen.»
Wir sind ganz klar der Meinung, dass Naturkatastrophen auch in Zukunft versicherbar sind.
Die Prämien werden steigen; damit bei teuren Katastrophen genug Geld da ist, um die finanziellen Folgen abzufedern. Swiss Re schätzt, dass sich weltweit die Sachversicherungsprämien in den nächsten zwei Jahrzehnten fast verdreifachen werden.
Aber die Branche will vermeiden, dass es zu teuer wird, sich abzusichern. In diesem Punkt ist Tamara Soyka von Swiss Re zuversichtlich. «Wir sind klar der Meinung, dass Naturkatastrophen auch in Zukunft versicherbar sind.»
Wie können Klimarisiken versichert werden?
Branchen-Kenner Patrick Schmucki vom Beratungsunternehmen KPMG bestätigt im Gespräch mit SRF: Die Versicherbarkeit der Katastrophen sei ein wichtiges Thema. Angesichts steigender Schäden entwickle sich dies zu einer Herausforderung: «Die Frage ist, ob Klimarisiken im selben Umfang weiter versichert werden. Es wird auch eine Kostenfrage. Es ist wahrscheinlich schon so, dass es Bereiche gibt, in denen die Kosten für die Versicherten zu hoch werden und dass die Versicherungsdeckung abnimmt.»
Es ist wahrscheinlich schon so, dass es Bereiche gibt, in denen die Kosten für die Versicherten zu hoch werden und dass die Versicherungsdeckung abnimmt.
Die Gefahr besteht, dass sich eine Lücke zwischen den versicherten und den unversicherten Risiken öffnet. «Das ist nicht notwendigerweise ein finanzielles Risiko für die Versicherungen. Sie übernehmen diese Risiken dann nicht mehr», so Schmucki. Das Problem hätte dann nicht so sehr die Versicherungswirtschaft; das Problem hätten primär die Menschen, die ohne finanzielle Deckung dastehen würden.
Um dies zu verhindern, müsse mehr in die Prävention investiert werden, darin sind sich die Expertinnen und Experten einig. Beispielsweise durch den Bau von Dämmen gegen Hochwasser. Letztlich müssten möglichst alle etwas tun für den Klimaschutz. Also dafür, dass sich die Erde nicht weit über 1.5 Grad erwärmt, wie es auch das Pariser Klimaabkommen vorsieht, sagt Tamara Soyka von Swiss Re.