Die Pandemie hat die globalen Lieferketten gleich mehrfach strapaziert. Das setzt den Unternehmen zu. Ökonomen raten den Unternehmen denn auch: «Wappnet euch für eine nächste Krise – diversifiziert eure Lieferketten!»
Ein Rat, den einige Unternehmen in den Wind schlagen. Aus Überzeugung. So etwa auch die Kaffeeautomaten-Herstellerin Jura. Denn Krisen gehören zum Geschäft, ob Pandemie, Finanzkrise oder Dotcom-Blase. Das weiss Emanuel Probst aus eigener Erfahrung. Er ist seit dreissig Jahren Chef des Kaffeeautomaten-Herstellers Jura.
Es ist wichtig, wenn es gut läuft und wenn es einem gut geht, die Kornkammer anzulegen.
«Deshalb ist ganz wichtig, wenn es gut läuft und wenn es einem gut geht, die Kornkammer anzulegen.» Probst meint damit zum Beispiel das Warenlager. Das müsse gut gefüllt sein, um allfällige Lieferengpässe überbrücken zu können. Aber auch finanziell gelte es vorzukehren. «Das heisst eine starke Bilanz, cash-mässig gut dazustehen. Damit man nicht sofort Panik hat.»
Diese Strategie muss sich ein Unternehmen aber auch leisten können. Denn «Kornkammern anzulegen» kostet. Probst kommt zugute, dass Jura als privates Unternehmen weniger stark dem Druck von Aktionären und Investorinnen ausgesetzt ist als beispielsweise ein börsenkotierter Konzern. Dort ist der Druck, Rendite und Dividende zu steigern, grösser.
Was die Lieferkette betrifft, geht Jura ebenfalls einen atypischen Weg. Das Unternehmen setzt auf einen zentralen Produzenten. Jura entwickelt seine Kaffeevollautomaten, lässt sie dann bei diesem einen Partner extern produzieren, und übernimmt Verkauf und Marketing der Geräte wieder selbst.
Die Fabrikation in die Hände eines einzigen Zulieferers zu legen, kann riskant sein. Das zeigt sich aktuell eindrücklich in der Autoindustrie. Viele Autohersteller leiden unter einem akuten Chip-Mangel. Jetzt noch auf neue Lieferanten umzuschwenken, die einspringen, ist fast nicht möglich, weil es nur wenige Anbieter gibt.
Theoretisch könnte auch der Produktionspartner von Jura unverhofft ausfallen. Dennoch will Firmenchef Probst nicht vorsorglich weitere Lieferanten an Bord holen, wie das verschiedene Ökonomen so manch einem Unternehmen derzeit raten.
Man will gewinnen, man baut Strategien auf, man entwickelt gemeinsames Know-how. Und das wollen wir mit anderen nicht teilen.
Denn: «Die Wertschöpfungskette muss man anschauen, als ob man gemeinsam wie ein Fussballteam spielt. Man will gewinnen, man baut Strategien auf, man entwickelt gemeinsames Know-how. Und das wollen wir mit anderen nicht teilen.»
Bisher ist Jura gut gefahren mit dieser Strategie. Das Unternehmen wächst rasant, die teuren Kaffeevollautomaten sind in privaten Küchen weltweit gefragt. Und wenn es beim Lieferanten mal klemmen sollte, hofft Firmenchef Probst, dass der Griff in die gut gefüllte «Kornkammer» hilft.