Der Fall der Grossbank Credit Suisse wirft Fragen auf. Wie konnte es so weit kommen, welche juristischen Mittel braucht der Bund künftig, um ein Straucheln einer weiteren Bank zu verhindern oder zumindest den Schaden für die Volkswirtschaft zu minimieren.
Keller-Sutter beauftragt HSG-Professor
Antworten will nicht nur das Parlament mit einer Sondersession und einer Parlamentarischen Untersuchungskommission PUK. Antworten will auch Bundesrätin Karin Keller-Sutter. Das hat sie in der Samstagsrundschau von Radio SRF erklärt.
Sie habe am Dienstag Professor Manuel Ammann von der Hochschule St. Gallen (HSG) beauftragt, eine Auslegeordnung zu machen, sagt Keller-Sutter. «Ammann soll zunächst einmal beschreiben, was hier passiert ist, wie die Bank in diese Vertrauenskrise hinein gelangen konnte und welche Fragestellungen sich daraus ergeben, damit wir auch die Gesetzgebung anpassen können.»
Der Wissenschaftler kann noch so gut arbeiten, er wird angreifbar.
Die Wahl von Ammann ist allerdings nicht unumstritten, denn es stellt sich die Frage, wie unabhängig dieser Gutachter ist. Ammann ist ein Fachmann im Bankenwesen, er beschäftigt sich auch mit den derzeit intensiv diskutierten «Too Big To Fail»-Regeln. Doch Manuel Ammann ist auch Akademischer Direktor des «HSG Center for Financial Services Innovation» der Universität St. Gallen. Gründungs- und strategische Partnerin dieses Centers ist die Credit Suisse mit einem finanziellen Engagement von 20 Millionen Franken.
Der Auftrag sei trotzdem unproblematisch, schreibt das Finanzdepartement auf Anfrage von Radio SRF. Ammann zeichne sich durch eine grosse Expertise und Kenntnis des Schweizer Finanzplatzes aus. Sein wissenschaftlicher Auftrag werde durch die Finanzierung des Instituts nicht infrage gestellt.
Nicht alle sehen Ammanns Forschungs-Finanzierung so unbeschwert
Manuel Ammann selbst schreibt auf Anfrage, dass die Übernahme der CS durch die UBS ein aussergewöhnliches und einschneidendes Ereignis für den Finanzplatz und die Schweiz sei und wichtige Fragen aufwerfe. «Aus diesem Grund sehe ich mich in der Pflicht, wenn ich vom Bundesrat angefragt werde. Mein Beitrag wird wie immer aus einer unabhängigen, wissenschaftlichen Perspektive erfolgen», versichert Ammann. Das von der CS mitfinanzierte Center sei nicht an der Studie beteiligt, sondern das Institut für Banken und Finanzen.
Ein Problem mit dieser Vergabe hat Markus Müller, Staatsrechts-Professor an der Uni Bern. Ihm sind Lehrstühle an Universitäten, die von der Wirtschaft mit-finanziert werden, ein Dorn im Auge.
«Der Wissenschaftler kann sehr gute Arbeit leisten, nach besten Wissen und Gewissen. Aber er wird dennoch angreifbar, weil man ihm einfach unterstellt: Du stehst in Abhängigkeit, und diese Unterstellung kann der Wissenschaftler nicht entkräften.»
Viele Entscheide passierten unbewusst, beim Wissenschafter, der das Gutachten schreibe, aber auch bei jenen, die dieses später lesen, zum Beispiel Bundesrat und Parlament, erklärt Müller. Bleibt also die Frage, weshalb beim Finanzdepartement trotz der möglichen Bedenken die Wahl auf Manuel Ammann fiel. Das EFD erklärt dazu, dass dieses Gutachten lediglich ein Teil der gesamten Analyse rund um den Fall der Credit Suisse sein werde.