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US-Zölle auf europäische Weine Wer am Ende von der Zollschlacht profitiert, ist noch offen

Der Zollstreit zwischen den USA und der Europäischen Union wird zum Pingpong-Spiel, nachdem die EU als Reaktion auf US-Zölle selbst Gegenzölle angekündigt hat. US-Präsident Trump droht nun seinerseits mit Gegenzöllen auf die Gegenzölle: Er will Zölle in der Höhe von 200 Prozent auf Wein, Champagner und andere alkoholische Getränke aus Frankreich und anderen EU-Staaten erheben, wenn die EU nicht den geplanten Zoll auf amerikanischen Whisky zurücknehme. SRF-Wirtschaftsredaktor Klaus Ammann erläutert, was das für Folgen haben könnte.

Klaus Ammann

Wirtschaftsredaktor

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Der Historiker und Russist ist seit 2004 als Redaktor bei Radio SRF tätig. Seit 2011 arbeitet Klaus Ammann für die Wirtschaftsredaktion. Sein Schwerpunkt liegt dabei auf Energie- und Klimathemen.

Was bedeuten Zölle von 200 Prozent auf Wein aus Europa für die Gastronomie in den USA?

Ganz konkret würde der französische und italienische Wein in Bars und Restaurants in den USA zwei- bis dreimal teurer als heute. Es ist zweifelhaft, ob die Kundinnen und Kunden bereit wären, so viel mehr zu bezahlen. Entsprechend haben Bar- und Restaurantbetreiber jetzt Angst um ihre Zukunft.

Profitieren die US-Winzerinnen und Winzer von möglichen Zöllen?

Ja. Das hat Donald Trump auch hervorgehoben. Allerdings importieren die USA deutlich mehr Alkohol als sie selbst exportieren. Sie sind das Land mit dem grössten Handelsdefizit bezüglich Wein weltweit. 17 Prozent von allem Wein und von allen Spirituosen, die in den USA konsumiert werden, stammen nicht aus den USA. Die US-Winzer könnten das Loch, das bei einem Ausfall von europäischer Ware entstünde, nicht stopfen.

Wie wichtig ist der US-Markt für die europäische Alkoholindustrie?

Sehr wichtig. Laut Zahlen aus dem Jahr 2023 geht rund ein Viertel des französischen Cognacs in die Vereinigten Staaten. Beim Scotch-Whisky aus Grossbritannien sind es 11 Prozent. Knapp ein Fünftel aller Weinexporte aus Frankreich gingen 2023 in die USA, beim italienischen Wein war es ein Viertel. Wenn der Zollstreit eskaliert und die US-Bevölkerung deutlich weniger dieser Waren konsumiert, dann könnte es die europäischen Weinbauern empfindlich treffen.

Wie will Trump die US-Wirtschaft retten, wenn die Stimmung an der Börse zusammenbricht?

Donald Trump will das US-Handelsdefizit, das beispielsweise beim Alkohol besteht, korrigieren. Er spricht davon, dass man nun in einem schwierigen, aber nötigen Umbau sei. Er schliesst dabei nicht aus, dass die USA selber temporär in eine Rezession schlittern könnten. Allerdings: Ob die USA nachher gestärkt aus diesen Zollstreitereien hervorgehen, ist unter Expertinnen und Experten umstritten. Diese neue Unsicherheit könnte die Investitionslust auf längere Zeit schwächen. Dann könnten die Preise in den USA wieder deutlich steigen. Und gerade auf Inflation sind die Amerikanerinnen und Amerikaner sehr empfindlich.

SRF 4 News, 14.03.2025, 08:20 Uhr ; 

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