In der Nacht auf Dienstag traten in den USA Zölle für Importe aus Kanada und Mexiko in Kraft – und umgehend ruderte US-Präsident Donald Trump wieder zurück und kündigte Ausnahmen an. Was zunächst für die Autoindustrie galt, soll nun auch für andere Waren aus den beiden Nachbarländern der USA gelten. Da einen Überblick zu behalten, sei kaum möglich, stellt SRF-Wirtschaftsredaktor Klaus Bonanomi fest.
Wie reagieren die Börsen auf das Hin und Her?
Negativ. Der US-Technologie-Index Nasdaq verlor 2.6 Prozent innert eines Tages – inzwischen sind es fast zehn Prozent innert eines Monats. Der Industrie-Index Dow Jones gab ein Prozent nach – allerdings verhält sich der Dow Jones grundsätzlich weniger volatil und solider als der Nasdaq. Auch weltweit gaben viele Börsenkurse nach. So etwa der Nikkei in Japan um 2.2 Prozent. Etwas weniger betroffen war bisher der Schweizer Index SMI, er gab um 0.4 Prozent nach.
Warum diese negativen Reaktionen?
Es herrscht Verunsicherung über die weitere Entwicklung – niemand weiss, wohin die Reise geht. Man weiss nicht, ob das bloss die üblichen Auf und Ab an der Börse sind oder ob Trump auf eine grundlegend neue Weltwirtschaftsordnung zielt: eine weniger globale, eine mit mehr Zollschranken. Das verunsichert die Investorinnen und Investoren. Diese Situation der Volatilität ist natürlich ein gefundenes Fressen für Spekulanten. Wer es geschickt macht, kann ja auch bei fallenden Börsenkursen viel Geld verdienen.
Was bewirkt Trump mit seinen Zöllen?
Bisher ist es vor allem Verunsicherung. Ein Beispiel: Ein grosser Büromöbel-Händler in den USA hat eine grosse Lieferung in China bestellt. Jetzt weiss er aber nicht, ob er die Container-Schiffe losschicken soll. Denn bis die in den USA ankommen, könnten hohe Zölle in Kraft gesetzt worden sein. Verunsichert sind auch die US-Konsumentinnen und -Konsumenten. Man weiss derzeit nicht, was ein Auto oder ein Möbel in einigen Wochen kosten wird und wartet erst mal ab. Das schwächt den Konsum. Und auch Arbeitgeber sind verunsichert. Das zeigt sich bereits an der monatlich publizierten Zahl der neu in den USA geschaffenen Stellen. Im Januar waren es rund 150'000 – bloss rund halb so viele, wie in den vorangegangenen Monaten. Und: Ständig mit Zöllen zu drohen, sie aber dann kurzfristig wieder zurückzunehmen – das nützt sich mit der Zeit ab. Irgendwann glaubt Trump also niemand mehr, wenn er neue Zölle ankündigt.
Welche Waren werden von den Zöllen ausgenommen?
Das ist nicht ganz klar – und darin liegt ein Teil der herrschenden Verunsicherung. Grundsätzlich seien Waren von den Zöllen vorerst ausgenommen, die unter dem USMCA-Freihandelsabkommen zwischen den USA, Mexiko und Kanada importiert würden, hiess es aus Washington. Was aber ist in drei Wochen? Denn die Zölle wurden vorerst nur bis Ende März ausgesetzt. Kommt hinzu: So schnell wie Trump neue Zölle einführt und wieder zurücknimmt – da kommt die Zollverwaltung gar nicht nach, die genauen Bestimmungen festzuhalten, welcher Zollsatz nun genau für welche Waren gilt.