Fitnesscenter hatten es während der Pandemie nicht leicht. Während längerer Zeit mussten sie zusperren und sich später an strenge Hygienemassnahmen halten. Die Konsequenz: Viele Fitness-Begeisterte haben ihr Abo gekündigt. Heute zählen die Fitnesscenter in der Schweiz rund 16 Prozent weniger Mitglieder als noch 2019, wie eine Studie vom Branchenverband Suisse Active zeigt.
Es gibt eine leichte Tendenz, dass wir im älteren Segment mehr verloren haben.
Ältere kehren Fitnesscentern vermehrt den Rücken
René Kalt, Chef von Activ Fitness und Fitnesspark, die zur Migros-Gruppe gehören, bestätigt diese Tendenz: «Wir haben festgestellt, dass wir über alle Altersgruppen Mitglieder verloren haben.»
Eine Gruppe hat dem Gym aber vermehrt den Rücken zugekehrt. «Es gibt eine leichte Tendenz, dass wir im älteren Segment mehr verloren haben», sagt René Kalt. Dort sei die Verunsicherung wegen Corona relativ stark gewesen. Auch die Studie von Suisse Active zeigt, dass vermehrt Personen über 60 entweder ihr Fitnessabonnement gekündigt oder nicht erneuert haben.
Natur und Geselligkeit statt Indoor-Training
Die Angst, sich anzustecken, ist aber nicht der einzige Grund für den Mitgliederschwund. Viele Menschen, gerade auch ältere, haben während der Pandemie ihre Gewohnheiten geändert: Neue Sportarten entdeckt oder die Nähe zur Natur lieben gelernt.
Neben der Bewegung in der freien Natur setzen auch viele auf Sport in der Gruppe. Vor allem für ältere Personen sei der soziale Aspekt im Sport ein zentraler Faktor, sagt Vincent Brügger, Leiter Bewegung, Sport, Bildung und Kultur von Pro Senectute Schweiz.
Die Organisation fürs Alter bietet verschiedenste Kurse im Freien und Indoor an. Nach Corona hätten die Outdoor-Kurse von Pro Senectute um rund 5 Prozent zugelegt. Die Zahl bei den Indoor-Trainings liegt nach wie vor 5 bis 10 Prozent im Minus.
Nicht alle Fitnesscenter gleich betroffen
Alles andere als im Minus befinden sich die Mitgliederzahlen bei BLG Sports. Alessandra Giunta, Mitgründerin des Unternehmens, hat sich auf Personal Training spezialisiert und konnte von Corona profitieren. Sie spricht von einem Anstieg der Nachfrage um 20 Prozent.
Zum einen, weil das Unternehmen während des Lockdowns Leute mit Online- und Outdoor-Trainings abholen konnte, sagt Giunta. Zum anderen seien heute dank Homeoffice viele Personen zeitlich viel flexibler. Neu können die Personaltrainer nicht nur zu Randzeiten, sondern verteilt durch den ganzen Tag Trainings geben, ergänzt Giunta.
Langsame Erholung zeichnet sich ab
Seit vergangenem Winter ist die Zahl der Fitnessabonnentinnen wieder leicht angestiegen und beläuft sich im März 2022 auf 1.06 Millionen.
Ob und wann die Nachfrage bei Fitnesscentern wieder auf das Vorpandemie-Niveau steigt, ist jedoch nur schwer abzuschätzen. Solange die Unsicherheit wegen Corona anhält, dürften Fitnessstudios noch zu kämpfen haben.